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Ökodörfer sind Modellprojekte für gemeinschaftliche Lebens- und Wirtschaftsweisen. Sie zeigen auf, wie ein «anderes» Zusammenleben aussehen kann. Ein Augenschein im st. gallischen Ökodorf Herzfeld Sennrüti.
In Sennrüti wird eine ökologischere und sozialere Lebensweise ausprobiert. Rund 30 Erwachsene und 30 Kinder leben hier in einem ehemaligen Kurhotel, dessen Räume zu Wohnungen umgebaut wurden. Ein grosser Garten mit Gemüse, Spielplatz und einer Feuerstelle bildet den Mittelpunkt. Das Zusammenleben hat die Gemeinschaft auf fünf Grundpfeiler aufgebaut, welche das Zusammenleben und Haushalten definieren.
Ganzheitliche Lebensweise
In sozialer Hinsicht steht das gemeinschaftliche Zusammenleben im Vordergrund, wobei die Vielseitigkeit der Gemeinschaftsmitglieder wertgeschätzt wird. Julie Fischer, die mit ihrem fünfjährigen Sohn kürzlich eingezogen ist, sagt: «Für meinen Sohn gibt es hier viele Spielkameraden und ich fühle mich wohl unter Gleichgesinnten, denen die Erde nicht egal ist und die auch der Spiritualität in ihrem Leben Raum geben.»
Die Ökologie spiegelt sich in der umweltschonenden Bauweise, dem Einsatz von erneuerbaren Energien und einem grossen Selbstversorgergarten. Durch die gemeinschaftliche Nutzung von Ressourcen wird der ökologische Fussabdruck möglichst klein gehalten. Auch ökonomisch geht die Gemeinschaft einen eigenen Weg. Angestrebt wird eine Mischung aus Selbstversorgung und direktem Austausch miteinander und in der Region. So lässt sich etwa Kinderbetreuung gegen handwerkliche Leistungen tauschen.
Ebenfalls fest in den Alltag integriert sind Meditation, Intuition und Achtsamkeit. René Hirschi, von Beruf Jugendarbeiter, und seine Ehefrau Anne leben mit ihren fünf Kindern in Herzfeld Sennrüti. Hirschi erklärt die Wechselwirkung zwischen dem Einzelnen, der Gesellschaft und ökologischem Verhalten so: «Unsere Gesellschaft leidet unter Einsamkeit und Leistungsdruck und kompensiert dies mit Überkonsum. Wenn wir beginnen, eine Kultur zu leben, in der Werte wie Achtsamkeit füreinander und für die Natur sowie Selbstverantwortung und persönliche Entwicklung wichtiger sind, verändert sich unser Konsumverhalten und damit auch unser ökologischer Fussabdruck.»
Ökodörfer als Zukunftsweiser
Obwohl die Gemeinschaft in vielem eigene Wege geht, sind der Austausch und die Vernetzung wichtig. So ist das Ökodorf lokal vernetzt und Teil des internationalen «Global Ecovillage Network». Dass Ökodörfer als Inspiration für künftige Gesellschaftsmodelle ernst genommen werden, zeigt auch ihr Beraterstatus bei der Uno. «Es finden viele Forschungsarbeiten über Ökodörfer statt», bestätigt Hirschi. «Wir sind politisch, indem wir vorleben, wie es auch gehen könnte, ohne mit dem Finger auf Missstände zu zeigen.»