Niemand im Dorf hatte die Vertreibung einst miterlebt. Dennoch lebt der Wunsch in den Menschen weiter, zurückzukehren auf das Land der Ahnen. Eine aussergewöhnliche Geschichte aus Südafrika über die Arbeit der Fastenaktion zur Ökumenischen Kampagne.
Diese Geschichte beginnt 1879, zur Zeit des Zulukriegs, als in Südafrika die Briten die Zulus besiegten. Als kurz darauf die weissen Siedler auftauchten und den Boden mit ihren Pflügen bestellen wollten, vertrieben sie zusammen mit der Armee die ansässige Bevölkerung von ihrem angestammten Land. Zu den Betroffenen gehörten auch die Vorfahren von Mthokozi Buthelezi*.
Buthelezi ist heute 91 Jahre alt. Sein Wort hat im Dorf immer noch Gewicht. Denn Buthelezi ist der Häuptling von Makhasaneni, der seine Zuhörer gerne zwischendurch mit einem Spässchen aufheitert. Um gleich darauf seine Stirn in Falten zu legen und mit ernster Mine weiter zu fahren. Hier am neuen Ort sei das Leben ungleich schwerer. Die Hügel sind zu steil, um es mit dem Pflug zu bearbeiten. „Makhasaneni“ heisst denn auch in der Sprache der Zulu „Ort, wo man auf allen vieren kriechen muss“. Das Schicksal der Vertriebenen war somit besiegelt: „Ohne fruchtbaren Boden sind wir abhängig von den Farmern, die uns vertrieben haben.“ Er sagt dies ohne Groll, aber bestimmt.
In Makhasaneni gibt es kaum Erwerbsmöglichkeiten. Die Menschen sind arm. Buthelezis Familie bildet trotz seines Status keine Ausnahme. Er besitzt zwar 16 Kühe und 5 Ziegen. Und auf dem kleinen Feld wächst etwas Mais, Yams, Kartoffeln und Kürbis. „Aber dieses Jahr war zu trocken und die Ernte sehr schlecht.“ Und so hängen die 17 Personen in seinem Haushalt von den beiden bescheidenen Pensionen von ihm und seiner Frau ab.
Die Vertreibung ist für die Menschen hier doppelt fatal: „Der Boden ist zentral für die Ernährung. Mindestens ebenso wichtig ist seine spirituelle Bedeutung“, erklärt Buthelezi. Wenn die Menschen hier nicht weiter wissen, gehen sie zum Ort, wo ihre Vorfahren begraben liegen und fragen sie um Rat. „Es schmerzt sehr, die Gräber zurückzulassen. Plötzlich ist dieser Ort nicht mehr zugänglich. Physisch sind wir zwar hier, aber unsere Herzen sind immer noch am alten Ort“, sagt Buthelezi.