Heute produzieren viele Unternehmen rund um die Welt. Sie haben ihre Produktion in einzelne Schritte aufgespaltet und jeder wird dort gemacht, wo es am günstigsten ist. Kleidermarken wie H&M, Benetton, Mango oder Zara beispielsweise lassen heute ihre Stoffe in China färben, wo Umweltschutz wenig Gewicht hat. Genäht werden die Kleider anschliessend in Ländern wie Bangladesh oder Indien, weil die Arbeitskräfte dort günstig und die Arbeitsrechte kaum durchgesetzt werden.
Als Manager hast du die Wahl. Du kannst für jeden neuen Auftrag den neusten günstigsten Anbieter suchen und dabei ignorieren, wie er es mit Arbeitsrechten, mit dem Umweltschutz und der Sicherheit der Angestellten hält. Oder du gehst eine längerfristige Beziehung mit einem Produzenten ein, von dem du weisst, dass er die grundlegenden Umweltschutzbestimmungen und Arbeitsrechte einhält. Wenn du noch weitergehst, kannst du einer Initiative wie der Fair Wear Foundation beitreten, die von HEKS und Fastenaktion mitbegründet wurde. Die FWF gibt Verhaltenscodizes heraus, schult Management und Angestellte bezüglich Arbeitsrechte, führt regelmässige Kontrollen in den Fabriken durch und richtet unabhängige Beschwerdeinstanzen für Arbeiterinnen und Arbeiter ein. Damit sorgt sie dafür, dass die grundlegenden Arbeitsrechte und Sicherheitsbestimmungen eingehalten werden.
In der Schweiz profitieren wir von guten Umweltschutzgesetzen. Wir können ohne Bedenken in den Seen und Flüssen baden, Wasser aus dem Wasserhahn trinken und saubere Luft einatmen. Leider ist dies nicht überall auf der Welt der Fall: In China beispielsweise werden Flüsse durch die Abwässer der Stofffärbereien verschmutzt; in Südafrika vergiften Säuren und Schwermetalle aus dem Rohstoffabbau das Wasser und damit die Gesundheit der Bevölkerung; in Brasilien werden in der Landwirtschaft so viele Chemikalien versprüht, dass Kinder mit Missbildungen auf die Welt kommen und immer mehr Menschen an Krebs erkranken.
Leider sind diese Beispiele keineswegs nur Einzelfälle. Als Manager hast du hier einen entscheidenden Einfluss. Du kannst weiter sorglos bei deinen Tätigkeiten im Ausland mit giftigen und gesundheitsgefährdenden Stoffen hantieren und damit in Kauf nehmen, dass die lokale Bevölkerung und die Natur darunter leiden. Du kannst aber auch möglichst umweltschonend produzieren, in Wasseraufbereitungsanlagen investieren, recyceln und auf Gifte verzichten. Damit sorgst du dafür, dass die Natur auch für künftige Generationen eine Lebensgrundlage bietet.
Viele Entwicklungsländer können den Aufbau der staatlichen Infrastruktur mit Verwaltung, Strassen, Schulen und Spitälern nicht alleine durch Steuergelder finanzieren. Darum sorgen verantwortungsvolle Unternehmen auch für die Entwicklung der Region, in der sie tätig sind. Leider gibt es aber auch Konzerne, die genau das Gegenteil machen: Sie sperren die Strassen, die sie für den Abtransport ihrer Rohstoffe bauen, für die lokale Bevölkerung, sie brauchen einen Grossteil der Wasservorräte der Region für ihre Zwecke oder holen noch billigere Arbeitskräfte aus dem Ausland. Und weil sie ihre Steuern in einer Steueroase wie der Schweiz bezahlen, verhindern sie, dass sich das Land aus eigener Kraft entwickeln kann.
Als Manager hast du mit der Wahl deines Standorts, mit deiner Steuer- und Unternehmenspolitik einen massgeblichen Einfluss auf die Entwicklung von Ländern des Südens. Wenn es dir wichtig ist, dass auch das Land profitiert, indem du tätig bist, beachtest du Folgendes: du hältst die Gesetze ein, versteuerst die Gewinne korrekt, lässt die Finger von Korruption und trägst dazu bei, die Infrastruktur auch für die Allgemeinheit zu verbessern. Und du hilfst der lokalen Bevölkerung, eine Zukunftsperspektive zu entwickeln, indem du gezielt Arbeitskräfte des Landes anstellst und in ihre Aus- und Weiterbildung investierst.
Lange Zeit wurde die Einhaltung der Menschenrechte als alleinige Aufgabe der Staaten angesehen. Weil Konzerne rund um die Welt aber immer mehr Macht und Einfluss gewonnen haben, hat der Uno-Menschenrechtsrat 2011 einstimmig die „Uno-Leitlinien für Unternehmen und Menschenrechte“ verabschiedet. Sie halten fest, dass auch Unternehmen die Menschenrechte einhalten müssen – sowohl in ihrem Ursprungsland wie auch bei ihren Tätigkeiten rund um die Welt.
In vielen Ländern sind die Regierungen jedoch nicht in der Lage oder gewillt, die Einhaltung der Menschenrechte durch Unternehmen einzufordern. Dies hat zur Folge, dass die Angestellten in den Fabriken 16 Stunden am Tag an 7 Tagen pro Woche arbeiten müssen und bei Krankheit oder Mutterschaft keinen Lohn mehr erhalten. Oder aber, dass Minenkonzerne in Afrika und Südamerika Kinder für sich arbeiten lassen, streikende Angestellte von Sicherheitskräften erschossen werden oder ganze Gemeinschaften von ihrem Land vertrieben werden.
Als Manager hast du die Wahl. Du kannst von den schwachen Regulierungen in Entwicklungsländern profitieren und die lokale Bevölkerung den Preis dafür bezahlen lassen. Du kannst aber auch entscheiden, dass dir das Wohl der Arbeiterinnen und Arbeiter oder der lokalen Bevölkerung wichtig ist. In dem Fall sorgst du dafür, dass deine Tochterunternehmen oder deine Zulieferer die international anerkannten Menschenrechte einhalten, auch wenn die Regierungen sich nicht darum kümmern.
Die meisten globalen Konzerne wie Nestlé, Novartis, Apple, Syngenta, Glencore etc. sind als Aktiengesellschaften organisiert. Durch den Verkauf ihrer Aktien erhalten sie das nötige Kapital, um ihre Geschäfte aufbauen zu können. Ziel solcher Aktiengesellschaften ist es in der Regel, einen möglichst hohen Gewinn zu erwirtschaften. Damit können sie wachsen und den Aktionären einen Gewinnanteil ausbezahlen. Auch dein Salär als Topmanager orientiert sich am Gewinn – je mehr Umsatz dein Konzern macht, desto höher dein Lohn.
Obwohl du in erster Linie deinen Aktionären und ihren Gewinnerwartungen verpflichtet bist, hast du auch als Manager einen gewissen Handlungsspielraum. Du kannst den Profit an oberste Stelle rücken und damit in Kauf nehmen, dass andere den Preis dafür bezahlen müssen. Zum Beispiel, wenn du von deinen Zulieferern verlangst, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel zu produzieren, wie es etwa IT-Firmen wie Apple und Samsung tun, wenn sie ein neues Smartphone auf den Markt bringen. Arbeitstage bis 16 Stunden an sieben Tagen pro Woche werden dann die Regel.
Du kannst aber auch entscheiden, dass du den Arbeiterinnen und Arbeitern faire Löhne bezahlen möchtest, und dass deine Produktion umweltschonend sein soll. Dann integrierst du Umweltschutzrichtlinien und Menschenrechtsbestimmungen in deine Managementprozesse und in deine Einkaufspolitik. Damit nimmst du gewisse Gewinneinbussen in Kauf. Dafür sinken aber auch die Kosten, die du sonst auf die Umwelt und die Angestellten am Ende der Produktionskette abwälzt.
Für Staaten sind die Einnahmen aus Unternehmenssteuern wesentlich. Sie finanzieren damit grundlegende Leistungen wie ein funktionierendes Gesundheitswesen, Bildung oder Infrastruktur. Verschiedene Konzerne versuchen jedoch mit allen Mitteln, ihre Steuerbelastung so gering wie möglich zu halten. Für globale Konzerne ist das besonders einfach. Sie können Kosten und Leistungen zwischen ihren Tochtergesellschaften in verschiedenen Ländern so verschieben, dass sie nur noch dort Steuern bezahlen, wo diese am tiefsten sind.
Viele Konzerne haben deshalb eine Briefkastenfirma an Orten wie den Bahamas, Monaco oder in der Schweiz eingerichtet. So haben HEKS und Fastenaktion in einer Studie 2014 aufgedeckt, dass der Zuger Rohstoffriese Glencore der DR Kongo zwischen 2009 und 2013 durch „legale“ Steueroptimierung rund 153.7 Millionen US-Dollar Steuergelder vorenthalten hat. Für Entwicklungsländer wie die DR Kongo sind diese Steueroptimierungen besonders schlimm, da sie die Einkünfte der Konzerne dringend nötig hätten.
Als Manager hast du auch hier die Wahl. Du kannst deinen Gewinn durch ein raffiniertes Steuersystem optimieren. Dann nimmst du in Kauf, dass Staaten wie die DR Kongo kein Geld für Schulen und Krankenhäuser haben. Oder du kannst mit deinen Steuern dazu beitragen, dass auch die Menschen in den Ländern profitieren, in denen du deine Gewinne gemacht hast. Schliesslich hast du durch den Abbau ihrer Rohstoffe oder durch billige Arbeitskräfte auch von ihnen profitiert.
Reduziere an einem Punkt, um mehr Gewichtung auf einen anderen zu legen.