Im Gespräch mit Rob Hopkins

«Das Recht, wieder spielen zu dürfen»

28.02.2018
Rob Hopkins, Gründer der «Transition-Towns»-Initiative, stärkt konkretes Handeln vor Ort.

«Wandel ist nur möglich, wenn es uns gelingt, tragfähige Beziehungen und Netzwerke aufzubauen.» So lautet das Credo von Rob Hopkins, dem Gründer der «Transition Towns»-Bewegung.

Perspektiven: 2006 lancierten Sie «Transition Towns». Was will diese Bewegung?

 

Globale Herausforderungen wie der Klimawandel erscheinen uns riesig. Meist denken wir, sie seien so gross, dass wir als Einzelne keinen Einfluss darauf hätten. Doch wenn wir auf lokaler Ebene mit den nötigen Veränderungen beginnen, lassen sich die Dinge viel schneller bewegen. Elementar ist, dass wir als Gemeinschaften agieren und nicht auf Politik und Wirtschaft warten. Denn wir sind viel effizienter als sie. «Transition Towns» ist eine Bewegung von lokalen Gemeinschaften, die  die Welt neu erfinden und erschaffen. Sie haben eine Vision der Zukunft, aber sie bleiben nicht in ihrem Traum gefangen. Sie setzen ihn um.

 

Reicht es denn, einfach zur Tat zu schreiten? Braucht es nicht auch eine Evolution oder einen Wandel von uns als menschlichen Wesen?

 

Doch, da bin ich völlig einverstanden. Um langfristig Bestand zu haben, muss eine Bewegung wachsen und sich vertiefen. Die «Occupy»-Bewegung ist zwar gewachsen, hat sich aber nicht vertieft und ist schliesslich gestorben. Die Transitions-Bewegung hingegen integrierte von Anfang an auch den inneren Wandel: Für uns ist es genauso wichtig, wie etwas gemacht wird und nicht nur, was wir anpacken. Viele Leute nehmen an unserer Ausbildung teil und denken, sie lernen in zwei Tagen, wie man eine Lokalwährung lanciert. Doch stattdessen lehren wir sie, wie man eine Versammlung organisiert, mit Konflikten umgeht, Entscheide trifft und sich gegenseitig unterstützt. Im Netzwerk treffen wir uns als Menschen, die sich füreinander interessieren, die sich fragen: «Wie geht es Dir?» Dies ist eines der wichtigsten Elemente der Transitions-­Bewegung und unterscheidet diese von anderen Kampagnen und Organisationen.

 

Welche neue Geschichte muss die Transitions-Bewegung schreiben, um zu gelingen?

 

Die neue Geschichte ist das «InVerbindung-Treten» – und sie wird gerade von vielen Menschen überall auf der Welt geschrieben. Ich besuche viele Orte, die sich wandeln, und ich sehe diese neuen Geschichten entstehen – dank der Arbeit, den Träumen, der Liebe zum Ort, dank der Kreativität vieler Menschen. Sie anerkennen, dass wir Teil sind der Natur und dass wir unser Ego zurücknehmen sollten. Dass wir lernen sollten, bescheidener zu sein und uns als Teil eines grossen Netzwerkes zu sehen. Die Transition lädt uns dazu ein, uns selber zu organisieren und anderen zu vertrauen. Ein Patentrezept gibt es nicht. Doch es ist herrlich und überraschend, zu sehen, wie Menschen zu spielen beginnen, wenn sie Vertrauen haben. Als Erwachsene haben wir sonst nicht mehr oft das Recht zu spielen.

(Interview: Isolda Agazzi)

Auch in der Schweiz entstehen immer mehr Transitions-Initiativen – ein paar Beispiele: 

  • Biel: Bewegungen, die einen gesellschaftlichen und sozialen Wandel anstreben, haben in Biel Tradition und sind zahlreich. Anlässlich der Ökumenischen Kampagne findet am 6. März ein Informations-, Vernetzungs- und Motivationsanlass für Transitionsbegeisterte statt. Infos auf www.vision2035.ch
  • Winterthur: Ob Vorträge über Permakultur, der Aufbau von Gemeinschaftsgärten, RepairCafés oder Talentbörsen – in Winterthur wird aktiv und lustvoll am Wandel gearbeitet: www.transition-winterthur.ch.
  • In Bern, Zürich, Basel, Genf… und in immer mehr kleineren und grösseren Orten in der Schweiz tun sich Menschen zusammen, um gemeinsam den Wandel von unten zu starten. Informieren Sie sich und seien auch Sie dabei.
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