Die Rechnung ist einfach: Weniger Konsum = weniger CO2-Ausstoss = weniger Klimakatastrophen. Das bedeutet mehr Klimagerechtigkeit = mehr Ernte = mehr Sicherheit.
Das 1,5-Grad-Ziel bis 2040 ist optimistisch und anstrengend, aber nicht unmöglich. Wenn wir alle unseren Beitrag leisten, können wir es schaffen!

Die Lebensbedingungen von Millionen von Menschen im Süden werden kontinuierlich prekärer, da langanhaltende Dürren die Ernten zerstören und die Menschen gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen. Dies ist nur ein Beispiel der verheerenden Folgen der Klimakrise. Die Erde darf sich auf keinen Fall um mehr als 1,5 °C erhitzen. Bereits 1,6 °C würden bedeuten, dass der Meeresspiegel um 30 cm anstiege, 2 °C hätten eine Reduktion von 3 Millionen Tonnen Fischbestand oder Ernteausfälle von bis zu 7 Prozent zur Folge. Die Länder, die am stärksten dazu beigetragen haben, müssen endlich Verantwortung übernehmen.
Beweisen wir uns selbst, unseren Mitmenschen und unserer Umwelt, dass wir einen Beitrag leisten wollen und können. 

Das Motto der Ökumenischen Kampagne 2024 passt ausgezeichnet zur Fastenzeit: «Weniger ist mehr». Unsere Handlungen haben einen Einfluss auf das Klima und somit auf die Lebensbedingungen im Süden. Jeder Beitrag zählt. Mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren verkleinert den persönlichen ökologischen Fussabdruck, eine Initiative für mehr Veloständer am Arbeitsplatz vergrössert den gemeinsamen Handabdruck. Motivieren Sie Ihre Mitmenschen, indem Sie persönliche Erfahrungen teilen. Dies ist ein wertvoller Beitrag für mehr Hoffnung, Klimagerechtigkeit und eine lebenswerte Zukunft für alle.

 

Ziel der Ökumenischen Kampagne ist es,

• für die Ursachen der Klimaerhitzung zu sensibilisieren.
• einen Beitrag dazu zu leisten, die Erderwärmung auf 1.5° C zu begrenzen.
• Anregungen für einen schöpfungsverträglichen Lebensstil zu geben.
• Mittel für die Projekt- und Programmarbeit der Organisationen zu sammeln, um klimarelevante und ernährungssichernde Projekte zu fördern.
• Spirituelle Impulse für die Fasten- bzw. Passionszeit zu geben.

Eckdaten

Ökumenische Kampagne 2024: Für mehr Klimagerechtigkeit können und müssen wir Verantwortung übernehmen und aktiv unseren Beitrag leisten. Schwindende Gletscher und Schneearmut hier, Dürreperioden und Hitzewellen dort – die Klimaerhitzung macht allen zu schaffen. Die Menschen im globalen Süden leiden am stärksten darunter. Nicht nur, dass sie am wenigsten dazu beigetragen haben, ihnen fehlt es auch an finanziellen Mitteln, um sich dagegen zu wehren und sich der Situation anzupassen. Die gute Nachricht: Wenn wir jetzt gemeinsam handeln, können wir das 1.5 Grad-Ziel noch schaffen. Die Ökumenische Kampagne 2024 schliesst den vierjährigen Zyklus zum Thema „Klimagerechtigkeit“ ab und ruft dazu auf, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln unseren CO2-Ausstoss massgeblich zu verringern – jetzt!

Für mehr Klimagerechtigkeit können und müssen wir Verantwortung übernehmen und aktiv unseren Beitrag leisten. Schwindende Gletscher und Schneearmut hier, Dürreperioden und Hitzewellen dort – die Klimaerhitzung macht allen zu schaffen. Die Menschen im globalen Süden leiden am stärksten darunter. Nicht nur, dass sie am wenigsten dazu beigetragen haben, ihnen fehlt es auch an finanziellen Mitteln, um sich dagegen zu wehren und sich der Situation anzupassen. Die gute Nachricht: Wenn wir jetzt gemeinsam handeln, können wir das 1.5 Grad-Ziel noch schaffen. Die Ökumenische Kampagne 2024 schliesst den vierjährigen Zyklus zum Thema „Klimagerechtigkeit“ ab und ruft dazu auf, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln unseren CO2-Ausstoss massgeblich zu verringern – jetzt!

Das 1.5 Grad-Ziel bis 2050 soll weitere Wetterextreme und damit verbundene Hungersnöte und andere Katastrophen vermeiden. Das Tempo und das Ausmass der heutigen Klimaschutzmassnahmen sind jedoch nicht ausreichend. Jedes Zehntelgrad Erderhitzung hat fatale Folgen fürs Klima und somit für das Leben auf diesem Planeten: Der Unterschied von 1.5 zu 1.6 Grad bedeutet einen Anstieg des Meeresspiegels um 30cm. Lassen wir es bis zu 2 Grad kommen, rechnet der Weltklimarat mit der Reduktion von 3 Millionen Tonnen Fischbeständen sowie Ernteausfällen von bis zu 7%. Fischer und Bäuerinnen aus unseren Projektländern spüren diese Verluste schon heute markant. Auch vermehrte Wetterextreme wie starke Niederschläge und lange Dürreperioden bedeuten für die Menschen im globalen Süden unter anderem mehr Hunger, mehr Krankheiten, mehr Tote, sowie die Notwendigkeit ihre Heimat zu verlassen und zu migrieren. Dies erhöht den Bedarf an finanzieller Unterstützung für Nothilfe, Anpassung an aktuelle Situationen sowie die Kompensation von Schäden und Verlusten.

Wir können es schaffen! Diese positive und motivierende Nachricht vom Weltklimarat bringt Hoffnung in die trübe Faktenlage, verlangt aber auch Taten. Die Ökumenische Kampagne 2024 appelliert deshalb an alle, ihren Beitrag zu mehr Klimagerechtigkeit zu leisten, denn jeder Beitrag zählt. Die Botschaft ist simpel und altbekannt: Weniger ist mehr. Was in der Fastenzeit gelebt und erlebt wird, ist auch die zentrale Botschaft für Klimagerechtigkeit. Weniger Überkonsum, weniger Energieverbrauch, weniger Food Waste – weniger CO2-Ausstoss. Dies bedeutet mehr Klimagerechtigkeit, sprich mehr Möglichkeiten für die Menschen im globalen Süden, sich der Situation anzupassen, genügend und gesunde Nahrung zu produzieren und somit ein Leben in Würde zu führen.

Fokussieren wir unsere Kräfte, unsere finanziellen Mittel und unsere Zeit darauf, unseren ökologischen Fussabdruck zu verkleinern und gleichzeitig unseren Handabdruck zu vergrössern. Während die Reduktion des Fussabdrucks die individuelle Ökobilanz verbessert, sollen Handabdruck-Aktionen die Situation für eine Gemeinschaft von Menschen nachhaltig positiv verändern. Wie können wir das tun? Gemäss Weltklimarat sind die fünf wichtigsten Hebel zu mehr Klimagerechtigkeit der Ausbau von Solar- und Windenergie, der Schutz von Ökosystemen, die Aufforstung, Energieeffizienz und nachhaltige Ernährung. Es gilt also, Strukturen und Rahmenbedingungen zu hinterfragen und aktiv zu verändern – gemeinsam. Wir können uns politisch für Menschen und Gesetze einsetzen, die das Klima schützen. Wir können in einem Kollektiv Ideen sammeln, Anlässe veranstalten, Mitmenschen anregen und bewegen, beispielsweise in Kirchen oder Vereinen. Wir können auf unsere Handlungen und die Absichten dahinter aufmerksam machen und diese teilen.

HEKS und Fastenaktion stärken die Autonomie und Widerstandsfähigkeit der Gemeinschaften in den Projektländern. Sie bilden Menschen aus, damit sich diese an die aktuelle Klimasituation anpassen können. Agrarökologische Methoden machen die Menschen unabhängig von Importen, sichern die Ernte und unterstützen eine vielfältige, gesunde Ernährung. Aufforstungsprogramme sichern ebenfalls die Ernährung, denn die Aufforstung von Mangroven sichert den Fischbestand, die Aufforstung von Wäldern schützt vor Erdrutschen und Dürren.

 

Ziel der Ökumenischen Kampagne ist es,

• für die Ursachen der Klimaerhitzung zu sensibilisieren.
• einen Beitrag dazu zu leisten, die Erderwärmung auf 1.5° C zu begrenzen.
• Anregungen für einen schöpfungsverträglichen Lebensstil zu geben.
• Mittel für die Projekt- und Programmarbeit der Organisationen zu sammeln, um klimarelevante und ernährungssichernde Projekte zu fördern.
• Spirituelle Impulse für die Fasten- bzw. Passionszeit zu geben.

Die Ökumenische Kampagne vom 14. Februar bis 31. März 2024 schliesst den Vierjahreszyklus zum Thema Klimagerechtigkeit ab. Nach den Themen Fleischkonsum, Energie und Agrarökologie fokussiert sich diese Klimakampagne auf unseren Überkonsum, unsere Möglichkeiten sowie die Dringlichkeit, zu handeln. Seit 1989 („Die Zeit drängt“) führen Fastenaktion und HEKS immer wieder Ökumenische Kampagnen zum Thema Klima durch.

Eckdaten

  • Kampagne in Kürze als PDF
  • Ökumenische Kampagne: Aschermittwoch, 14. Februar bis Ostersonntag, 31. März 2024
  • Aktionstag Rosen und Brot: Samstag, 16. März 2024
  • Versand Vorschau: Ende August 2023
  • Versand Kampagnenunterlagen: Ende November/Anfang Dezember 2023
  • Weitere Infos für Pfarreien und Kirchgemeinden werden im Herbst auf
    www.sehen-und-handeln.ch/materialien aufgeschaltet.
Medienmitteilung: HEKS, Fastenaktion und Partner sein haben mit ihrer Kampagne zu Klimagerechtigkeit auf herrschende Ungerechtigkeiten aufmerksam gemacht. Sie fordern von der Schweiz mehr Engagement in der Klimapolitik und die Förderung der Agrarökologie. Denn das Recht auf Nahrung von vielen Menschen ist bedroht, die Zahl der Mangelernährten und Hungernden steigt. Der Klimawandel hat gravierende Auswirkungen auf Mensch und Natur «in allen Weltregionen», so der aktuelle IPCC-Bericht. Es leiden jedoch «diejenigen Regionen am meisten darunter, die am wenigsten dazu beigetragen haben».  

06.04.2023 Luzern/Zürich. Die Schweiz muss in der Klimapolitik endlich Verantwortung übernehmen. Es braucht drastische Schritte und konkrete Massnahmen, um die Klimakrise zu stoppen. Diese ist für den neu wieder steigenden Hunger auf der Welt mitverantwortlich. Damit allen Menschen der Zugang zu Nahrung gewährt ist, hat die Ökumenische Kampagne von Fastenaktion, HEKS und Partner sein für mehr Klimagerechtigkeit sensibilisiert. Doch der Einsatz für die Ärmsten geht weiter: Neben wirksamen Entwicklungsprojekten im Süden stehen in der Schweiz eine Gletscherzeremonie und der Einsatz für ein Ja zum Klimaschutzgesetz auf der Agenda. 

HEKS, Fastenaktion und Partner sein haben mit ihrer Kampagne zu Klimagerechtigkeit auf herrschende Ungerechtigkeiten aufmerksam gemacht. Sie fordern von der Schweiz mehr Engagement in der Klimapolitik und die Förderung der Agrarökologie. Denn das Recht auf Nahrung von vielen Menschen ist bedroht, die Zahl der Mangelernährten und Hungernden steigt. Der Klimawandel hat gravierende Auswirkungen auf Mensch und Natur «in allen Weltregionen», so der aktuelle IPCC-Bericht. Es leiden jedoch «diejenigen Regionen am meisten darunter, die am wenigsten dazu beigetragen haben».   

Dies bestätigte auch Kampagnengästin Stellamaris Mulaeh aus Kenia. Sie fordert die Schweiz auf zu handeln und ihre internationalen Klimaverpflichtungen einzulösen. Bei einem Treffen mit der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und Bundesrat Ignazio Cassis hat sie als Gastrednerin erläutern können, wie Armutsreduktion und nachhaltige Entwicklung durch die Einbindung der Betroffenen vor Ort gestärkt werden können.  

Agrarökologie kann die Welt ernähren 

Ob in Kenia, Madagaskar oder Guatemala: Die Menschen leiden stark unter den Folgen der Klimakrise, welche ihr Recht auf Nahrung bedroht. Sie selber tun, was möglich ist, um der Krise zu trotzen. Kampagnengästin und Agronomin Diary Ratsimanarihaja aus Madagaskar zeigt auf, wie: «Agrarökologie ist ein unverzichtbarer Lösungsansatz für die Hungerbekämpfung und ein Paradigmenwechsel ist dringend nötig.»   

Unser Ernährungssystem soll die Welt ernähren und darf nicht abhängig sein von der industriellen Landwirtschaft und grossen Unternehmen. Mit ihren Forderungen erreichten die beiden Kampagnengästinnen und andere Redner:innen an diversen Veranstaltungen ein breites Publikum, mitunter Schüler:innen, Journalist:innen und Politiker:innen. Auch mit den 60’000 verkauften Rosen am alljährlichen Rosen-Aktionstag konnte für Klimagerechtigkeit sensibilisiert werden. 

Klimaschutz beginnt bei uns 

Im Juni hat das Schweizer Stimmvolk die Chance, sich für eine gerechte und wirksame Klimapolitik einzusetzen. Mit einem Ja zum Klimaschutz-Gesetz am 18. Juni wird das Ziel “Netto-Null Treibhausgasemissionen” bis 2050 gesetzlich verankert. Das 1.5 Grad-Ziel muss eingehalten werden, damit die Folgen für die Menschen im globalen Süden nicht noch drastischer werden. Mit einer Zeremonie am Fusse des Morteratschgletschers am 20. Mai setzen Fastenaktion und HEKS zusammen mit weiteren Organisationen ein Zeichen gegen die verheerenden Folgen der Klimakrise. Folgen, welche die Schweiz, viel stärker aber die Schwächsten auf der Erde betreffen. Darum setzen sich HEKS und Fastenaktion auch aktiv für ein Ja zum Klimaschutz-Gesetz ein.  

Weiterführende Unterlagen

Über 60’000 fair produziert und gehandelte Rosen in der ganzen Schweiz, an über 300 Standorten, verkauft worden. Tausende Freiwillige von jung bis alt waren auf den Strassen und haben die Rosenaktion ermöglicht. Wir danken für das grossartige Engagement für das Recht auf Nahrung.

Auch dieses Jahr haben wir den Strassenverkauf der Fairtrade-Rosen lanciert. Der Erlöst fliesst in verschiedene Projekte in Afrika, Asien und Lateinamerika, wo wir uns gegen Hunger und Armut und für ein Leben in Würde einsetzen.

Erfolgreiche Aktion 

Über 60’000 fair produziert und gehandelte Rosen in der ganzen Schweiz, an über 300 Standorten, verkauft worden. Tausende Freiwillige von jung bis alt waren auf den Strassen und haben die Rosenaktion ermöglicht. Wir danken für das grossartige Engagement für das Recht auf Nahrung.

Freude schenken geht weiter

Mit Give-a-rose haben Sie 365 Tage im Jahr die Möglichkeit, eine Rose mit persönlicher Grussbotschaft zu versenden und damit etwas Gutes tun. Im digitalen Rosengarten blühen die Rosen in allen Farben und warten nur darauf, an liebe Menschen verschickt zu werden. Die Spenden fliessen in die Ernährungssicherheit von Bauerfamilien im globalen Süden. Sie lernen unter anderem, agrarökologisch anzubauen und ihre von der Verfassung zustehenden Rechte einzufordern.

Weiterführende Unterlagen

Am kommenden Samstag, 18. März, verkaufen Freiwillige vielerorts Rosen für Projekte zur Hungerbekämpfung oder für Klimagerechtigkeit von HEKS, Fastenaktion und Partner sein. Zu jeder duftenden gibt es auch eine digitale Rose: Auf der Webseite «Give a Rose» kann diese zusammen mit einer Widmung verschenkt werden.

Zürich/Luzern, 13. März 2023. Am kommenden Samstag, 18. März, verkaufen Freiwillige vielerorts Rosen für Projekte zur Hungerbekämpfung oder für Klimagerechtigkeit von HEKS, Fastenaktion und Partner sein. Zu jeder duftenden gibt es auch eine digitale Rose: Auf der Webseite «Give a Rose» kann diese zusammen mit einer Widmung verschenkt werden.

An über 300 Orten in der ganzen Schweiz findet am 18. März 2023 der traditionelle Rosenverkauf im Rahmen der Ökumenischen Kampagne statt. Viele Freiwillige bieten rund 60’000 Rosen zum Preis von fünf Franken an und informieren über die Arbeit von Fastenaktion, HEKS und Partner sein. Zu jeder verkauften Rose gehört ein Gutschein, mit dem über die Website «Give a Rose» zusätzlich eine virtuelle Rose verschenkt werden kann.

Jede Rose bereitet dreifach Freude: Erstens, weil der Erlös an Projekte von HEKS, Fastenaktion und Partner sein geht. Zweitens, weil fair produzierte und gehandelte Max Havelaar-Rosen verkauft werden. Die Fair-Trade-Prämie kommt direkt den Mitarbeitenden auf den Rosenfarmen zugute. Und drittens, weil jede verschenkte Rose – ob duftend oder digital – die Empfängerin oder den Empfänger glücklich macht.

Die Ökumenische Kampagne 2023 macht unter dem Motto «Klimagerechtigkeit – jetzt!» erneut auf die Klimakrise aufmerksam und lässt Menschen aus Afrika, Asien und Lateinamerika zu Wort kommen, die von den Folgen der Klimaerhitzung berichten. Der Fokus liegt dieses Jahr auf der Agrarökologie. Dieser Ansatz führt zu einem bewussteren Anbau und Konsum von Lebensmitteln, trägt zur Reduktion des Welthungers bei und hilft bei der Bekämpfung des Klimawandels.

Weiterführende Unterlagen

Die Klimakrise führt weltweit zu mehr Hunger. Die heute Mittwoch gestartete Ökumenische Kampagne von Fastenaktion, HEKS und Partner sein fordert daher Klimagerechtigkeit und mehr politisches sowie individuelles Handeln in diesem Bereich. Einen Lösungsansatz, um den Welthunger zu bekämpfen, sehen die drei Organisationen in der Agrarökologie, welche zu einem bewussteren Anbau und Konsum von Lebensmitteln beiträgt.

22.02.2023 Luzern/Zürich. Die Klimakrise führt weltweit zu mehr Hunger. Die heute Mittwoch gestartete Ökumenische Kampagne von Fastenaktion, HEKS und Partner sein fordert daher Klimagerechtigkeit und mehr politisches sowie individuelles Handeln in diesem Bereich. Einen Lösungsansatz, um den Welthunger zu bekämpfen, sehen die drei Organisationen in der Agrarökologie, welche zu einem bewussteren Anbau und Konsum von Lebensmitteln beiträgt.

Seit einem Jahr wütet der Krieg in der Ukraine. Das verursachte Leid trifft nicht nur die ukrainische Bevölkerung, sondern auch die Menschen im globalen Süden. Denn der Krieg hat dort zu Nahrungsmittelknappheit und erhöhten Preisen von Grundnahrungsmitteln geführt. Dies erschwert den Zugang zu Nahrung für die ärmsten Menschen, welche aufgrund der Klimakrise bereits in einer prekären Ernährungslage sind. Rund zehn Prozent der Weltbevölkerung sind unterernährt, die Zahl steigt.

Klima und Lebensmittelproduktion beeinflussen sich gegenseitig. Der Anbau von Nahrungsmitteln ist durch Klimaextreme wie Dürren, Überschwemmungen oder Wirbelstürme gefährdet. Dadurch ist das Recht auf Nahrung von Millionen von Menschen bedroht. Gleichzeitig verursacht die Art und Weise, wie heute Lebensmittel produziert werden, mehr als ein Drittel der schädlichen Treibhausgase. Es braucht einen Wandel hin zu einer ressourcenschonenden, umweltfreundlichen Landwirtschaft und einem lokalen, saisonalen Konsum, um die Treibhausgasbilanz des Ernährungssystems zu verbessern.

Wer ernährt die Welt?

Das Versprechen der Agrarindustrie, die Welt zu ernähren, ist unrealistisch. Denn diese trägt nur knapp ein Drittel zur Welternährung bei, braucht jedoch drei Viertel des verfügbaren Agrarlandes. Zum Vergleich: Kleinbäuerinnen und -bauern produzieren 70 Prozent der globalen Nahrungsmittel auf nur 25 Prozent der weltweit zur Verfügung stehenden Agrarfläche. Durch die Industrialisierung der Landwirtschaft hat sich seit 1990 der Ausstoss von Treibhausgasen in diesem Bereich verdoppelt. Der Ernährungssektor darf darum beim Thema Klimaschutz nicht aus den Augen gelassen werden. Einen Lösungsansatz sehen HEKS, Fastenaktion und Partner sein in der Agrarökologie. Dank agrarökologischen Methoden produzieren Bäuerinnen und Bauern qualitativ und quantitativ gute, gesunde Produkte, die ihre Ernährung und ihr Einkommen langfristig sichern und gleichzeitig die Biodiversität erhalten sowie der Umwelt Sorge tragen.

Die Rolle der Schweiz

Die drei Organisationen fordern deshalb, dass die Schweiz Verantwortung übernimmt und Agrarökologie fördert, beispielsweise indem sie ihre Handelspolitik so ausrichtet, dass sie der agrarökologischen Transformation und der Umsetzung des Rechts auf Nahrung dient. Die Länder im Norden sind Hauptverursacher der Klimakrise – die Leidtragenden sind die bedürftigsten Menschen in den Ländern des globalen Südens. Daher ist es unabdingbar, unser Handeln anzupassen. Die Schweiz muss ihren CO2-Ausstoss reduzieren und gesetzlich mehr Klimaschutz verankern. Aktuelle Krisen wie der Krieg in der Ukraine oder die Covid-Pandemie haben die Abhängigkeiten in der globalen Nahrungsmittelkette aufgezeigt. Auch die Klimakrise ist nur global lösbar. Wenn kleine, lokale Betriebe gestärkt werden, profitieren alle davon, in ökologischer, ökonomischer sowie sozialer Hinsicht.

Weiterführende Unterlagen

Was heisst «nachhaltig essen» konkret? Ein Luzerner Experiment zeigt's: Ein Wochenende lang Kochen wie zu Grossmutters Zeiten - nachhaltig und lokal!

Luzern isst nachhaltig

Was heisst nachhaltig essen konkret? In einem Luzerner Experiment wollen wir das herausfinden. Machen Sie mit und kochen Sie ein Wochenende lang wie Ihre Grosseltern.

Ein Wochenende lang Kochen wie zu Grossmutters Zeiten – nachhaltig und lokal!

Die Ökumenische Kampagne 2023 von Fastenaktion und HEKS thematisiert unsere Ernährungsgewohnheiten. Die Art und Weise, wie wir Lebensmittel produzieren, ist für ein Drittel der schädlichen Treibhausgase verantwortlich und trägt erheblich zum Klimawandel bei. Unsere Grosseltern haben in den 1950er Jahren weitgehend nachhaltig gegessen. Auf den Tisch kam, was im eigenen Garten und auf dem Feld wuchs. Fleisch, Milchprodukte, Kaffee und Zucker gab es nur in bescheidenem Masse. Geschmeckt hat es trotzdem toll – zahlreiche Rezepte aus Grossmutters Zeiten zeugen davon.

Mehr Infos

Wer an den KlimaGesprächen teilnimmt, verringert in der Folge seinen CO2-Fussabdruck massgeblich. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Center for Development and Environment (CDE) der Universität Bern.

Gemeinsam den CO2-Ausstoss reduzieren

Neue Studie belegt: KlimaGespräche wirken

Wer an den KlimaGesprächen teilnimmt, verringert in der Folge seinen CO2-Fussabdruck massgeblich. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Center for Development and En-vironment (CDE) der Universität Bern. Seit 2019 haben mehr als 400 Personen an den von HEKS und Fastenaktion angebotenen Gesprächen teilgenommen, die auf persönliche Aus-einandersetzung und Austausch in der Gruppe setzen. Ab September finden an diversen Orten in der Schweiz erstmals KlimaGespräche in einem neuen Format statt.

Dürre und Hitzewellen machen der Schweiz und ganz Europa zu schaffen. Viele Menschen machen sich deshalb immer mehr Sorgen über den Klimawandel. Trotzdem ist es für die meisten schwierig, ihren Lebensstil anzupassen und etwa auf das Auto, die Ferienwohnung, exotische Lebensmittel oder ein neues Handy zu verzichten. Dies zu ändern, ist das Ziel der KlimaGespräche. Dazu vereint dieses Format technische und psychologische Aspekte und setzt auf die Dynamik der Gruppe (siehe Infobox).

Mit Erfolg: Eine vom CDE durchgeführte wissenschaftliche Untersuchung verglich den CO2-Ausstoss der Teilnehmenden mit einer entsprechenden Kontrollgruppe. Der Klima-Fussabdruck sank in der Gruppe der Teilnehmenden um 1,2 Tonnen CO2 stärker als bei der Kontrollgruppe. Dies entspricht rund zehn Prozent des durchschnittlichen Schweizer Klima-Fussabdrucks. Klar am stärksten war der Rückgang im Bereich Mobilität, wobei vor allem der Verzicht auf Flugreisen einen grossen Beitrag leistete. Doch auch in anderen Bereichen gelang eine Reduktion, etwa im Bereich Ernährung und beim Konsum.

Besonders bemerkenswert: «Obwohl die Teilnehmenden bereits sehr klimafreundlich in die Gespräche gingen, konnten signifikante Veränderungen in verschiedenen Verhaltensbereichen im Ver-gleich zur Kontrollgruppe erzielt werden. Dieser Einfluss könnte noch vergrössert werden, wenn eine breitere Zielgruppe angesprochen werden könnte», bemerkten die Autor:innen der Studie. Die Teilnehmenden erachteten es zudem als deutlich wahrscheinlicher, dass sie in Zukunft klimafreundli-che Verhaltensweisen umsetzen werden. Auch die Unterstützung für eine strengere Klimaschutzpolitik und ihr umweltfreundliches Alltagsverhalten erhöhten sich.

Neue KlimaGespräche ab September

Ab Mitte September starten zahlreiche neue KlimaGespräche in der ganzen Deutschschweiz. Die Resultate der CDE-Studie fliessen in die geplanten Gespräche ein, die in einem überarbeiteten Format und mit aktualisierten Inhalten starten. Neu analysieren die Gruppen in vier statt wie bisher sechs Gesprächsrunden ihre eigenen Gewohnheiten in den Bereichen Mobilität, Ernährung sowie Konsum und deren Folgen fürs Klima. Grösseres Gewicht erhalten ausserdem die Fragen, wie die Teilnehmenden ihr Umfeld für einen nachhaltigen Lebensstil sensibilisieren und wie sie sich über das eigene Verhalten hinaus für den Klimaschutz einsetzen können.

Infobox: Die KlimaGespräche

Die KlimaGespräche verbinden Fakten mit der persönlichen Erfahrung und Lebenswelt. So geht es nebst Information vor allem darum, sich selbst mit eigenen Gewohnheiten, Dilemmata und Werten auseinanderzusetzen und dank dem Austausch in der Gruppe ins Handeln zu kommen. «In unseren Partnerprojekten im Süden sehen wir die verheerenden Auswirkungen der Klimakrise, wir hier in Europa müssen unseren Beitrag leisten», sagt Daniel Wiederkehr, Verantwortlicher für die KlimaGe-spräche in der Deutschschweiz. Dabei setzen die KlimaGespräche dort an, wo die Wissensvermittlung aufhört. Denn die Erfahrung der letzten Jahre zeigt deutlich, dass Informationen über den Klimawandel allein nicht genügen, um Menschen zu Verhaltensveränderungen zu bewegen. «Es braucht die persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema», sagt Wiederkehr.

Die Methode der KlimaGespräche wird inzwischen in zahlreichen Ländern wie Frankreich, Grossbri-tannien, Holland und Kanada erfolgreich angewandt. HEKS und Fastenaktion lancierten die Gespräche, die vom Bundesamt für Umwelt und verschiedenen Kirchgemeinden, Städten und Kantonen unterstützt werden, 2019 in der Deutschschweiz. In den vergangenen Jahren haben mehr als 400 Personen von St. Gallen über Zürich und Basel bis ins Wallis daran teilgenommen. Wer an den KlimaGesprächen teilgenommen hat, kann sich im Anschluss selber zum Moderator oder zur Modera-torin ausbilden lassen. Damit sollen möglichst viele Personen an verschiedensten Orten in der Deutschschweiz erreicht werden.

Die Ökumenische Kampagne 2023 stellt Klimagerechtigkeit, unsere Ernährung und deren Produktion in den Fokus.

Ökumenische Kampagne 2023

Klimaextreme wie Dürreperioden, übermässige Niederschläge oder Wirbelstürme gefährden den Anbau von Nahrungsmitteln und somit das Recht auf Nahrung von Millionen Menschen. Dies trifft kleinbäuerliche Familien im globalen Süden mit Hunger und Not und offenbart eine der herrschenden Ungerechtigkeiten: Die Menschen, die am wenigsten zur Klimaerhitzung beitragen, leiden am meisten darunter. Deshalb stellt die Ökumenische Kampagne 2023 im Rahmen des Themenzyklus Klimagerechtigkeit das Recht auf Nahrung, die Produktion der Nahrungsmittel und unsere Ernährungsgewohnheiten in den Fokus.

Klimagerechtigkeit verlangt, dass alle Menschen – auch die heranwachsenden und zukünftigen Generationen – ein Leben in Würde führen können. Folglich müssen wir Verantwortung übernehmen und unser Konsumverhalten sowie unseren Lebensstil schöpfungsverträglich gestalten. Die christliche Spiritualität schlägt eine Vision vor, welche die Liebe Gottes als Verbindung zu allem Lebendigen betrachtet. Der Mensch wird dazu aufgerufen, jede Handlung mit dieser Haltung zu verbinden. Fastenaktion, Partner sein und HEKS weisen darauf hin, dass die Klimaerhitzung und die damit verbundene Umweltzerstörung mit dem Armutsproblem untrennbar verknüpft sind. Verantwortung übernehmen heisst, diese Verbindung ernst zu nehmen, solidarisch zu handeln und den eigenen ökologischen Fussabdruck zu reduzieren.

 

Die Ökumenische Kampagne 2023 richtet den Fokus auf unsere Ernährung und deren Produktion. Die Art und Weise, wie wir heute Lebensmittel produzieren, ist für mehr als ein Drittel der schädlichen Treibhausgase verantwortlich. Die Landwirtschaft – insbesondere die intensive und industriell ausgerichtete – ist eine der grössten Verursacherinnen von Klimagasen. Ein Wandel hin zu einer ressourcenschonenden, umweltfreundlicheren Landwirtschaft und einem lokalen, saisonalen Konsum hilft mit, die Treibhausgasbilanz von Ernährung und Produktion zu verbessern.

 

HEKS, Fastenaktion und Partner sein fördern mit ihren Projekten eine kleinräumige Landwirtschaft, die auf Austausch, standortangepassten Anbau, lokale Vermarktung und politische Partizipation setzt. Diesen Ansatz fassen die Organisationen unter dem Begriff Agrarökologie zusammen. Agrarökologie hat mehrere Vorteile: Sie stösst weniger Klimagase aus als die industrielle Landwirtschaft und fördert die Anpassung an die veränderten Klimabedingungen. Sie setzt auf Vielfalt, lokal angepasste Sorten und Anbaumethoden und kann so auch Extremwetter trotzen. Agrarökologie hat zudem die Gesundheit der Menschen im Blick und sichert die Ernährung in Krisenzeiten.

 

Bäuerinnen und Bauern im globalen Süden produzieren dank Agrarökologie qualitativ gute Produkte, die ihre Ernährung und ihr Einkommen langfristig sichern. Dieser Ansatz hilft auch dabei, dass die Landwirtschaft und die Ernährung vom Problem zu einem Lösungsansatz werden. Zusammengefasst fördert die Agrarökologie regionalen und saisonalen Konsum, faire Vermarktung sowie ökologische und nachhaltige Produktionsweisen.

 

Ziel der Ökumenischen Kampagne ist es,

  • für die Ursachen der Klimaerhitzung zu sensibilisieren.
  • einen Beitrag dazu zu leisten, die Erderwärmung auf 1.5° C zu begrenzen.
  • Impulse für einen schöpfungsverträglichen Lebensstil zu geben.
  • Mittel für die Projekt- und Programmarbeit der Organisationen zu sammeln, um klimarelevante und ernährungssichernde Projekte zu fördern.
  • einen spirituellen Input für die Fasten- bzw. Passionszeit zu geben.

 

Die Ökumenische Kampagne vom 22. Februar bis 09. April 2023 ist die dritte des vierjährigen Themenzyklus Klimagerechtigkeit. Sie schliesst an frühere Kampagnen zum Thema Klima an (1989 – „Die Zeit drängt“, 2009 – „Weil das Recht auf Nahrung ein gutes Klima braucht“ und 2015 – „Weniger für uns. Genug für alle“).

Weiterführende Unterlagen:

Die Schweizer Klimapolitik stockt und die Zeit drängt! Mit den Instrumenten von heute erreichen wir die Ziele von morgen nicht. Doch eine Klimaerhitzung über 1,5° C würde irreparable Schäden verursachen.

Luzern/Zürich, 15. März 2022. Ab heute lebt die Schweiz in bezug auf die Klimagerechtigkeit auf Kosten anderer. Die Menge CO2, welche die Schweiz ausstossen darf, um die 1.5-Grad-Beschränkung einzuhalten, ist erreicht. Fastenaktion, HEKS und Partner sein forderten deshalb an einer Medienkonferenz in Bern ambitionierte Klimaziele. Es braucht konkrete und griffige Massnahmen, damit die Schweiz das Ziel Netto-Null bis 2040 erreicht. Nur so können die Klimagerechtigkeit garantiert und jene Menschen gestärkt werden, die am meisten unter den Auswirkungen der Klimaerhitzung leiden.

Um die globale Erwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen, wie es das Pariser Klimaabkommen anstrebt, hat sich die Schweiz das Netto-Null-Ziel bis 2050 gesetzt. In Bezug auf die Klimagerechtigkeit haben wir jedoch heute schon unser ganzes CO2-Guthaben aufgebraucht. Zu diesem Schluss kam eine Diskussion zum Thema Klimagerechtigkeit von Ethiker:innen aus kirchlichen Institutionen. Diskutiert wurde auf der Grundlage von klimawissenschaftlichen Daten des Weltklimarates. Ab heute dürfte die Schweiz folglich kein CO2 mehr ausstossen. Dies tut sie aber weiterhin – auf Kosten anderer. «Jetzt ist es an der Zeit, konsequent und ambitioniert zu handeln. Die Schweiz muss ihren Beitrag zu mehr Klimagerechtigkeit leisten», sagte Judith Macchi, Themenbeauftragte für Klima und Umwelt bei HEKS, an der Medienkonferenz in Bern.  

Bemühungen für mehr Klimagerechtigkeit

In einem offenen Brief fordern die Hilfswerke von Bundesrat und Parlament ambitioniertere Klimaziele. «Wir verlangen die konsequente Abkehr von fossilen Energieträgern», erklärte Stefan Salzmann, Beauftragter für Klima- und Energiepolitik bei Fastenaktion. «Das Netto-Null-Ziel muss 2040 erreicht sein – nicht 2050 wie bis anhin – und dies auf einem mindestens linearen Absenkpfad. Zudem sollen die Beiträge zur Finanzierung von Emissionsminderungen und Anpassungen in anderen Ländern erhöht werden». Im Rahmen der Ökumenischen Kampagne haben die Hilfswerke deshalb eine Petition lanciert, die über Postkarten an Bundesrätin Sommaruga unterzeichnet werden kann. Bundesrat und Parlament werden darin aufgefordert, eine mutige und weitsichtige Klimapolitik zu betreiben und ihre Verantwortung für Klimagerechtigkeit wahrzunehmen.   

Sicht aus dem Süden

Jedes zusätzliche Zehntelgrad an globaler Erwärmung führt zu häufigeren Wetterextremen, mit welchen die Menschen in den Programmländern der drei Hilfswerke vermehrt zu kämpfen haben. Die Dürre in Madagaskar hat zu einer Hungersnot geführt, Taifune auf den Philippinen sorgten für Verwüstung und Armut, Überschwemmungen in Kolumbien raubten den Betroffenen die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Die Folgen des Klimawandels sind sichtbar, und wohlhabende Länder wie die Schweiz stehen in der Verantwortung zu handeln. Zum einen, weil sie deutlich mehr zur Klimaerwärmung beitragen als die Menschen im globalen Süden, die jedoch ungleich stärker davon betroffen sind; zum anderen, weil sie im Gegensatz zu ärmeren Regionen die nötigen Ressourcen dafür haben. Der neueste IPCC-Bericht betont die Bedrohung des Klimawandels für die Menschheit und die Erde: Werde nicht bald entschlossen gehandelt, schliesse sich «für alle das Fenster auf eine sichere,  lebenswerte und nachhaltige Zukunft». 

Weiterführende Unterlagen:

  • «Handeln», das Magazin von HEKS zum Thema 
  • «Perspektiven», das Magazin von Fastenaktion zum Thema  
In einigen Regionen der Welt sind die Grenzen der Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel bereits erreicht. Zu diesem alarmierenden Schluss kommt der neue Bericht des Weltklimarats (IPCC).

Sehr geehrte Frau Bundesrätin
Sehr geehrte Damen und Herren des Parlaments

In den kommenden Sessionen stellen Sie die Weichen für unser Klima. Jetzt ist es an der Zeit zu handeln. Dafür sind Taten und ein mutiges Vorangehen gefragt. Die Bevölkerung trägt den ambitionierten
Klimaschutz mit.

Fastenaktion (ehemals Fastenopfer) und HEKS widmen die Fastenzeit bzw. die Zeit vor Ostern dem Thema Klimagerechtigkeit. Die Auswirkungen der Klimaerhitzung sind Alltag der Partnerorganisationen von HEKS und Fastenaktion: Die Dürre und die darauf folgende Hungersnot in Madagaskar und der verheerende Taifun auf den Philippinen sind nur zwei aktuelle Beispiele dafür.

Wenn wir Klimagerechtigkeit ernst nehmen, dann müssen wir jetzt handeln. Eine ethische Beurteilung zu Klimagerechtigkeit vom Herbst 2021 kommt zum Schluss, dass die Menge CO2, welche die Schweiz ausstossen darf, um die 1.5-Grad-Beschränkung einzuhalten, am 15. März 2022 erschöpft ist. Ab dem 15. März 2022 leben und konsumieren wir in der Schweiz auf Kosten anderer. Das ist unfair! Mehr Informationen dazu finden Sie auf: sehenundhandeln.ch/Klimabudget.

Deshalb fordern Fastenaktion und HEKS Sie auf, die Erreichung ambitionierter Klimaziele zu ermöglichen: Sei es durch ein neues, griffiges CO2-Gesetz oder damit, dass im Gegenvorschlag zur Gletscherinitiative
das Netto-0-Ziel bis 2040 festgeschrieben wird. Dieses Ziel muss auf einem mindestens linearen Absenkpfad erreicht werden und bedingt einen konsequenten Ausstieg aus fossilen Energieträgern.

Wir danken für Ihren Mut und Ihre Bereitschaft, vorwärts zu gehen. Die heranwachsenden und künftigen Generationen in der Schweiz, aber auch weltweit, werden es Ihnen danken!

Für Rückfragen, Diskussionen oder Erläuterungen steht Ihnen unser Klima-Team gerne Verfügung!

Mit hoffungsvollen Grüssen

Bernd Nilles, Geschäftsleiter Fastenaktion
Peter Merz, Direktor HEKS

Mehr Informationen:

Die Klimakrise ist akut. Am stärksten betroffen sind Menschen im globalen Süden, die am we-nigsten zum Klimawandel beitragen. Das ist ungerecht.

Medienmitteilung

Energieverschwendung führt zu Überschwemmungen

2. März 2022, Luzern/Zürich. Die Klimakrise ist akut. Am stärksten betroffen sind Menschen im globalen Süden, die am wenigsten zum Klimawandel beitragen. Das ist ungerecht. Während viele Menschen keinen Zugang zu «sauberer» Energie haben, verbrauchen wir im Norden zu viel Energie. Dieser Überkonsum ist einer der grössten Treiber der Klimakrise, die zu Hunger und Armut bei den Menschen im globalen Süden führt. Länder wie die Schweiz, die über ihre Ver-hältnisse leben, müssen daher mehr für den Klimaschutz tun und ihren CO2-Ausstoss verrin-gern. Darum fordern Fastenaktion, HEKS und Partner sein in der Ökumenischen Kampagne 2022 mehr Klimagerechtigkeit.

Würden alle Menschen der Welt so konsumieren wie wir in der Schweiz, bräuchten wir mehr als drei Erden. Wir haben jedoch nur diese eine, und die gilt es zu beschützen. Deshalb fordert die Ökumenische Kampagne für die Schweiz die Reduktion des CO2-Ausstosses auf Netto-Null bis 2040. Die Energieproduktion ist weltweit für rund 70 Prozent des CO2-Ausstosses verantwortlich. Wir können und müssen unseren Energieverbrauch reduzieren – einerseits durch einen bewussteren und nach-haltigeren Konsum, andererseits durch den Umstieg auf erneuerbare Energien. Dafür braucht es ein Umdenken auf individueller Ebene sowie konkrete politische Vorgaben.

Die Forderung «Klimagerechtigkeit-jetzt» der Ökumenischen Kampagne 2022 von Fastenaktion, HEKS und Partner sein will für Klimaschutz, Alternativenergie und Eigenverantwortung sensibilisie-ren. Dies geht Hand in Hand mit den grundsätzlichen Themen der Organisationen, wie die Verteidigung der Menschenrechte, die Überwindung der Armut oder das Recht auf Nahrung. Wir haben das nötige Wissen, die Technologien und die Ressourcen zur Umstellung auf erneuerbare Energien. Fastenaktion und HEKS fördern dies mit ihren Projekten. Die Umstellung darf jedoch keinesfalls auf Kosten der Ärmsten geschehen, sondern muss sozial und ökologisch verträglich sein.

Globale Zusammenhänge erkennen und handeln

«Mein Haus wurde überschwemmt», berichtet eine Frau aus Indonesien; «wir haben immer weniger Wasser» ein Mann aus Kolumbien. So gegensätzlich die Aussagen der Betroffenen auch scheinen, so ähnlich sind sie in ihrem Ursprung. Der Klimawandel zeigt sich besonders verheerend in den Projektländern der drei Organisationen. Zu viel oder zu wenig Regen, Überschwemmungen, Taifune, Dürren – solche extremen Wetterereignisse führen dazu, dass die betroffene Bevölkerung mit Hunger und Armut zu kämpfen hat. Um diese Entwicklung zu stoppen, muss der globale Temperaturanstieg auf 1.5°C beschränkt bleiben – so wie im Pariser Klimaabkommen vereinbart. Deshalb beziehen Fastenaktion, HEKS und Partner sein mit der Ökumenischen Kampagne auch politisch Position und fordern Parlament und Bundesrat auf zur raschen Revision des CO2-Gesetzes.

Weiterführende Unterlagen:

In einigen Regionen der Welt sind die Grenzen der Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel bereits erreicht. Zu diesem alarmierenden Schluss kommt der heute veröffentlichte Bericht des Weltklimarats (IPCC). Besonders betroffen sind Menschen im globalen Süden, die wenig zur Klimakrise beigetragen haben. Die Entwicklungsorganisationen Fastenaktion und HEKS fordern deshalb dringend mehr Klimagerechtigkeit.

28. Februar 2022, Zürich/Luzern. In einigen Regionen der Welt sind die Grenzen der Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel bereits erreicht. Zu diesem alarmierenden Schluss kommt der heute veröffentlichte Bericht des Weltklimarats (IPCC). Besonders betroffen sind Menschen im globalen Süden, die wenig zur Klimakrise beigetragen haben. Die Entwicklungsorganisationen Fastenaktion und HEKS fordern deshalb dringend mehr Klimagerechtigkeit.

Der Umfang des IPCC-Berichts ist gigantisch, die Ergebnisse einmal mehr alarmierend: Rund 270 internationale Klimaexpert:innen haben über 34 000 wissenschaftliche Publikationen ausgewertet und auf dieser Grundlage den 2500 Seiten starken zweiten Teil des sechsten IPCC-Berichts erstellt. Darin geht es um die Folgen des Klimawandels für Natur und Menschen und um die Anpassungen, die nötig sind, um das Leben auf der Erde im Gleichgewicht zu halten.

Der neueste Bericht des Weltklimarats macht deutlich: «In Armut lebende Menschen sind nicht in der Lage, sich ausreichend an die Klimaerhitzung anzupassen. Das gefährdet ihre Versorgung mit Nahrungsmitteln. Hier sind die Verursacher:innen der Klimakrise in der Pflicht. Sie müssen Unterstützung bieten», erklärt Stefan Salzmann, Programmverant-wortlicher für Klimagerechtigkeit und Klimapolitik bei Fastenaktion, der zum Bericht einen Blogbeitrag verfasst hat. Quer über die 18 Kapitel des Berichts wird klar, wie gross die Herausforderungen sind: Die Klimaerhitzung ist so weit fortgeschritten, dass gewisse Regionen sich bereits jetzt nicht mehr an die Folgen dieser Krise anpassen können.

Eine Frage der Gerechtigkeit

Es sind vor allem Menschen im globalen Süden, die zunehmend in ihrer Existenz bedroht sind. Dies bestätigt Judith Macchi, Themenverantwortliche für Klimawandel und Resilienz bei HEKS: «Wir erleben es derzeit im südlichen Äthiopien. Eine Dürre alle zehn Jahre war dort früher normal. Nun aber häufen sich diese Extremwetter-Ereignisse. Aktuell kämpfen die Menschen mit der dritten Dürre seit 2012, und es gelingt ihnen nicht mehr, sich von einem zum nächsten Dürreschock zu erholen.»

Das Beispiel Äthiopien führt vor Augen, dass Menschen die Folgen einer Krise ausbaden müssen, die sie nicht mitverursacht haben. Im neuen Positionspapier zum Thema Klimagerechtigkeit definiert HEKS, was es unter diesem Begriff versteht und wie es in seinen Projekten Menschen rund um den Globus in ihrem Kampf gegen die Folgen der Klimaerhitzung unterstützt. Dazu kommen Forderungen für eine klimagerechte Welt. «Wir verlangen, dass der Klimawandel nicht nur als umwelt-, sondern auch als sozial- und menschenrechtspolitisches Problem angegangen wird», so Macchi. «Deshalb engagieren wir uns für den Schutz der Rechte der Schwächsten und eine gerechte Verteilung der Kosten und Lasten des Klimawandels.»

Ökumenische Kampagne

In der Schweiz rücken Fastenaktion und HEKS das Thema Klimagerechtigkeit durch die Ökumenische Kampagne ins Bewusstsein. Die diesjährige Kampagne, die am 2. März beginnt, thematisiert im Rahmen des vierjährigen Kampagnenzyklus «Klimagerechtigkeit-jetzt! die Energieverschwendung in wohlhabenden Ländern wie der Schweiz, während viele Menschen in Ländern des globalen Südens keinen Zugang zu verlässlicher und sauberer Energie haben. Konkret fordern die Entwicklungsorganisationen Bundesrat und Parlament zur raschen Revision des CO2-Gesetzes auf – mit dem Ziel, den CO2-Ausstoss der Schweiz bis 2040 auf Netto Null zu reduzieren.

Mischa von Arb. © Manu Friederich

Das Kampagnenplakat für die diesjährige Ökumenische Kampagne von HEKS und Fastenaktion polarisiert. Im Vordergrund stehen zwei Menschen beim Grillspass. Auf den ersten Blick wirkt alles normal. Doch der Schattenwurf zeigt abgebrannte Baumstümpfe. Der Text «Weniger Fleisch – mehr Regenwald» akzentuiert die Aussage. Damit zeigt das Plakat die Schattenseite unseres Konsums. Weshalb diese Aussage? Mischa von Arb ist Koordinator der Ökumenischen Kampagne und gibt Aufschluss.

«Die Kampagne hatte zum Ziel, das Thema Klimagerechtigkeit von einer abstrakten Frage, die uns scheinbar nichts angeht, zu einer ganz persönlichen, emotionalen Auseinandersetzung zu machen. Damit steht das Plakat auch in der katholischen Fastentradition. Seit Jahrhunderten wird in der Fastenzeit auf etwas verzichtet. Dies aber nicht im Sinne einer «Diät», sondern im Sinne der Solidarität und der Frage, was jeder Mensch selber zu einer gerechteren Welt beitragen könnte.

Das Thema Fleischkonsum eignet sich gut dafür. Das Plakat macht eine Verbindung von industrieller Fleischproduktion zum Regenwald. Partnerorganisationen von HEKS und Fastenaktion aus Afrika, Lateinamerika und Asien berichten über die gravierenden Auswirkungen des Landbedarfs für die weltweite Futtermittel- oder Fleischproduktion: Regenwälder werden abgebrannt, und der Zugang zu Land für lokale Gemeinschaften – also auch für Bäuerinnen und Bauern – wird bedroht.

In den letzten Jahren hat sich der Konsum hierzulande zu den «edlen Stücken» hin entwickelt. Wollen wir Foodwaste vermeiden und einen ethischen Konsum befördern, geht es nicht zuletzt auch darum, das ganze Tier zu nutzen. Fakt ist aber auch: Die Produktion von nicht-tierischen Kalorien braucht bedeutend weniger Energie, Input und Land. Deshalb leisten wir mit «weniger Fleisch» einen konkreten Beitrag für mehr Ernährungs- und Klimagerechtigkeit in der Welt.

Bewusst konsumieren

In der Kampagne ging es deshalb nie um die Forderung «kein Fleisch», sondern um weniger und bewussten Konsum. Damit sollen die Konsumierenden über die «Fleischfrage» hinaus dazu angeregt werden, vermehrt lokalen und saisonalen Produkten den Vorrang zu geben. HEKS und Fastenaktion setzen sich seit Jahren für lokalen, saisonalen und umweltschonenden Konsum ein. Denn bewusster Konsum dient auch unserer Landwirtschaft.

Was sagt uns das Plakat in Bezug auf die Klimagerechtigkeit? Der Schlüssel ist auch hier wieder der Schattenwurf des Bildes. Würden alle Menschen auf der Erde in der gleichen Weise wie Frau und Herr Schweizer konsumieren, würden wir weit mehr als drei Planeten Erde benötigen. Nehmen wir den Anteil an CO2 dazu, den wir für unseren Konsum importieren, wird der Abdruck noch grösser. Wir haben die Möglichkeiten, unseren Fussabdruck zu verringern und damit einen Beitrag dazu zu leisten, dass die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreicht werden. Der Gerechtigkeitsaspekt liegt darin, dass die industrialisierten Länder seit Jahren weit mehr zur Klimaerwärmung beigetragen haben als Menschen im Kongo, Guatemala oder Indonesien.

Ja, das Kampagnenplakat für die diesjährige Fastenkampagne polarisiert und spitzt zu. Es zeigt die Schattenseite unseres Konsums – und es weckt Emotionen. Wenn das Plakat dazu anregt, darüber zu diskutieren, oder kleine Verhaltensänderungen zu erreichen, dann hat es bereits einen Teil der gewünschten Wirkung erreicht.»

Aufschluss zum Soja-Anteil in der Schweizer Landwirtschaft gibt die Studie der ZHAW vom Institut für Umwelt und natürliche Ressourcen Wädenswil.

Das Kampagnenplakat der Ökumenischen Kampagne 2021:

Das Kampagnenplakat zeigt Schattenseiten - exemplarisch an übermässigem Fleischkonsum, für den Regenwald gerodet wird.

5. April 2021, Bern/Luzern. Die Ökumenische Kampagne «Klimagerechtigkeit – jetzt!» von HEKS und Fastenaktion führte zu überdurchschnittlich vielen Reaktionen, negativen wie positiven. Die Klimagerechtigkeit wird die Debatte und die Tätigkeit der Entwicklungsorganisationen auch in den nächsten Jahren prägen.

Besonders bewegt habe das Kampagnenplakat, sagt Matthias Dörnenburg, Kampagnenleiter von Fastenaktion. Es steht exemplarisch für übermässigen Fleischkonsum, der Regenwald zum Verschwinden bringe und damit die Klimakrise vorantreibe. «Wir wollen weltweite Zusammenhänge aufzeigen, welche Auswirkungen unsere Entscheidungen für Menschen im globalen Süden haben, bei den Ärmsten, die bereits jetzt stark unter den Folgen des Klimawandels leiden» so Dörnenburg. Ein bewusster Konsum von Nahrungsmitteln bedeute, regionale und saisonale Produkte zu kaufen. Dies komme auch der Schweizer Landwirtschaft zu Gute.

Rückmeldungen gab es von Pfarreien und Kirchgemeinden, aber auch von Metzgern und Bäuerinnen. «Wenn das Plakat zum Diskutieren anregt oder kleine Verhaltensänderungen zugunsten des Klimas bewirkt, hat es viel der gewünschten Wirkung erreicht», sagt Elke Fassbender, Kampagnenleiterin bei HEKS. Viele haben die Entwicklungsorganisationen aber auch dafür gelobt, den Zusammenhang von Konsumverhalten hier und Auswirkungen anderswo so klar anzusprechen.

Wegen Corona fand mehr draussen statt

Hunderte von Pfarreien und Kirchgemeinden setzten das Kampagnenthema mit viel Kreativität um – wegen Corona oftmals draussen: als Familienlehrpfad, als «Klima-Landkarte», die ökologische Initiativen und Läden in der Gemeinde aufzeigte, als Posten- oder als Sponsorenlauf per Velo. Die Suppentage, welche Menschen in der Zeit vor Ostern zusammenbringen, wurden vielerorts als Take-Away oder Heimlieferdienst angeboten.

Die Ökumenische Kampagne der Entwicklungsorganisationen dauerte vom Aschermittwoch, 17. Februar, bis Ostersonntag, 5. April 2021. Trotz der durch Corona erschwerten Rahmenbedingungen ziehen die Organisationen eine positive Zwischenbilanz: «Das Thema Klimagerechtigkeit bleibt wichtig, und wir werden dranbleiben», sagt Fassbender.

Hallau führte durch verschiedene Stationen zum Thema Klima...
Hallau führte durch verschiedene Stationen zum Thema Klima...
...in Bolligen wurden persönliche Klimaziele gesetzt....
...in Bolligen wurden persönliche Klimaziele gesetzt....
...und in Sursee half Bischof Felix Gmür beim Ausliefern der Suppe.
...und in Sursee half Bischof Felix Gmür beim Ausliefern der Suppe.

Weitere Infos:

Stefan Salzmann ist Programmverantwortlicher für Energie- und Klimagerechtigkeit bei Fastenopfer und Co-Präsident der Klima-Allianz Schweiz. Von 2010 bis 2012 arbeitete der Geograf und Volkswirtschafter für ein Energieprojekt im Pamirgebirge in Tadschikistan. Heute lebt er mit seiner Familie in Hinteregg, seine Freizeit verbringt er am liebsten in den Bergen.

Die reiche Schweiz kann und muss ihre Treibhausgasemissionen rasch und sozialverträglich reduzieren, sagt Klimaspezialist Stefan Salzmann.

Wo steht die Schweiz derzeit in Bezug auf das Pariser Klimaabkommen?

Im Moment stehen wir diesbezüglich in einer Warteposition, da das neue CO2-Gesetz noch einem Referendum unterstellt ist. Dieses Gesetz, das im Herbst 2020 vom Parlament verabschiedet wurde, verlangt für die Schweiz eine Reduktion des CO2-Ausstosses um mindestens 50 Prozent. 37,5 Prozent der Einsparungen müssten im Inland erfolgen, der Rest kann im Ausland kompensiert werden. Langfristig soll die Schweiz ab 2050 nicht mehr Treibhausgase in die Atmosphäre ausstossen, als durch natürliche und technische Speicher wiederaufgenommen werden. Nach aktuellem Kenntnisstand der Wissenschaft reichen diese Klimaziele nicht, um die im Pariser Abkommen angestrebte Beschränkung der Klimaerwärmung auf 1,5 Grad zu erreichen. Die Folgen sind ungewiss – irreversible Schäden wie zum Beispiel das Absterben von Korallen werden eintreten. Die wohlhabende Schweiz verfügt über die notwendigen Mittel und trägt gemäss Pariser Abkommen mehr Verantwortung als andere Länder. Sie muss deshalb schneller reduzieren und vorangehen.

Wie lauten demnach die Forderungen der Klima-Allianz Schweiz?

Die Klima-Allianz Schweiz, in der rund hundert Organisationen, darunter auch HEKS und Fastenaktion, zusammengeschlossen sind, fordert bis 2030 eine Reduktion der Treibhausgasemissionen im Inland um 60 Prozent gegenüber 1990. Die Klima-Allianz hat dafür einen Klimamasterplan für die Schweiz ausgearbeitet, der die notwendigen Massnahmen auflistet und zeigt, dass diese umsetzbar sind. Wenn man auf diesem Pfad weiterdenkt, erreichen wir um das Jahr 2040 das Ziel Netto-Null.

Was bedeutet das genau?

Netto-Null heisst, unter dem Strich werden nicht mehr Treibhausgas-Emissionen ausgestossen, als durch sogenannte Senken wieder kompensiert werden können. In der Schweiz nimmt zum Beispiel die Waldfläche zu, dadurch wird CO2 gebunden. Das kann als negative Emissionen angerechnet werden, was weiterhin einen minimalen Ausstoss an Treibhausgasen erlauben würde. Es gibt allerdings Modellrechnungen, die implizieren, dass man in Zukunft CO2 aus der Luft saugen und im Boden binden kann. Solche künftigen Technologien werden kaum je in grossem Stil zum Einsatz kommen und sollten genauso wenig in die Netto-Null-Rechnung einbezogen werden wie die Kompensation von Treibhausgasemissionen durch die Finanzierung von Aufforstungen im Ausland. Dies, weil langfristig alle Länder weltweit das Klimaziel Netto-Null erreichen müssen und ergo nichts mehr verkaufen können. Das heisst: Wir können unsere Hausaufgaben nicht exportieren – wir müssen das Klimaziel Netto-Null im Inland erreichen, ganz ohne im Ausland erkaufte Senken. Wenn dies bereits vor 2040 gelingt, umso besser; Je länger man mit der Umsetzung wartet, desto teurer wird es.

Der Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen ist die zentrale Forderung der Klimapolitik – gleichzeitig muss dieser Ausstieg auch sozialverträglich sein.

Diese Zielsetzung ist eine wichtige Motivation für das klimapolitische Engagement der Fastenaktion und HEKS. Die sozialen Aspekte sind Teil des angestrebten Wandels und müssen mitgedacht werden. Der Begriff Klimagerechtigkeit steht für unsere Forderung nach einer sozialgerechten Umsetzung der Klimapolitik. Diese hat eine zeitliche wie eine internationale Komponente: Es geht darum, den Planeten sowohl für künftige Generationen wie für Menschen in Regionen, die von den Auswirkungen des Klimawandels besonders stark betroffen sind, zu schützen. Für uns steht Gerechtigkeit, vor allem gegenüber den Menschen im globalen Süden, im Zentrum. Das führt unweigerlich dazu, dass wir über unseren Energiekonsum respektive über unseren ökologischen Fussabdruck nachdenken müssen. Dies, weil eine gerechte
Klimapolitik nicht davon ausgehen kann, dass die ganze Welt so viel Energie verbraucht, wie wir das gegenwärtig in reichen Ländern tun.

Jocelyn Verano in ihrem zerstörten Haus. Taifune treten auf den Philippinen aufgrund des Klimawandels immer stärker und öfters auf. Bild: Bob Timonera
Das heisst, wir müssen auf Dinge verzichten?

Ich glaube tatsächlich, dass es ohne Verzicht nicht geht. Das muss aber nicht unbedingt negativ konnotiert sein. Der Verzicht auf eine Flugreise heisst nicht, dass ich daheim in meiner Stube hocken bleibe. Corona hat gezeigt: Plötzlich machen alle Ferien in der Schweiz – und finden es schön. Man arbeitet im Home-Office, der Velohändler erzielt Rekordumsätze. In diese Richtung muss man denken und auch die Potenziale eines solchen Wandels erkennen. Die Schweiz als reiches Land und wir als Individuen mit einem grossen Fussabdruck tragen hier eine Verantwortung.

Weshalb müssen ausgerechnet wir die Verantwortung für die Folgen des Klimawandels am anderen Ende der Welt übernehmen?

Weil unser Fussabdruck um ein Vielfaches höher ist als jener der Mehrheit der Menschen, die bereits akut vom Klimawandel betroffen sind. Zudem gibt es eine historische Dimension der Verantwortung: Unser heutiger Wohlstand in der Schweiz basiert unter anderem auf der Industrialisierung und der Nutzung fossiler Energien. Das heisst, wir haben über die letzten hundert Jahre riesige Mengen von Treibhausgasemissionen verursacht. Das bringt uns in die Verantwortung, jetzt auch schneller zu reduzieren als andere, die weniger zur Klimaerwärmung beigetragen haben.

Wie können wir die notwendige Beschleunigung bei der Treibhausgasreduktion erreichen?

In den letzten zwei Jahren hat die Klimajugend den Anliegen der Klimabewegung in der Schweiz enormen Rückenwind verschafft. Wir müssen uns nicht mehr ständig darum bemühen, Verschlechterungen abzuwehren, man kann in der Klimapolitik auch wieder gestalten, die Erfolgschancen sind gestiegen. Das verbesserte CO2-Gesetz ist ein erster Schritt, wir brauchen aber weitere Schritte. Das können wir schaffen, indem wir die Potenziale einer klimafreundlichen Entwicklung aufzeigen. Zur Sensibilisierung tragen aber auch besorgniserregende Ereignisse wie Hitzesommer, ausbleibender Schnee oder zunehmender Steinschlag in den Bergen bei. Hierzulande führt das jedoch kaum zu existenziellen Bedrohungen. Ganz anders die Situation etwa in jenen philippinischen Küstendörfern, wo Stürme und der ansteigende Meeresspiegel die Menschen zum Wegzug in die Slums der Grossstädte zwingen. Das sind Realitäten, die sich in der Schweiz kaum jemand vorstellen kann. Hierzulande haben wir die Mittel, uns vor Unwettern zu schützen und die Folgen des Klimawandels aufzufangen. Dank der Verfügbarkeit von fossilen Energien haben wir über Jahrzehnte unseren Wohlstand aufgebaut. Umso wichtiger ist es, dass wir in der Schweiz gegenüber den vom Klimawandel bedrohten Menschen im globalen Süden unsere Verantwortung wahrnehmen und entsprechend handeln. — Interview: Gabriela Neuhaus

Marieta Llanera, Programmverantwortliche aus den Philippinen

Bern/Luzern, 17. Februar 2021. Taifune, überflutete Küsten, Dürren: Die Klimakrise bedroht die Existenz von Millionen Menschen in Entwicklungsländern, die kaum zur Klimaerhitzung beigetragen haben. HEKS, Fastenaktion und Partner sein fordern deshalb Klimagerechtigkeit: Die Hauptverursacher der Klimakrise sollen mehr Verantwortung übernehmen – dazu gehört auch die Schweizerische Nationalbank (SNB).

Die Nationalbank hielt Ende 2019 Aktien im Wert von fast sechs Milliarden US Dollar an Firmen, die fossile Energien fördern und finanziert damit Emissionen von 43 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalent pro Jahr. Diese Emissionen sind etwa gleich hoch wie die Inlandemissionen der Schweiz. «Die SNB begünstigt mit ihrer Anlagestrategie eine Klimaerhitzung von vier bis sechs Grad», erklärt Miges Baumann, Leiter Entwicklungspolitik bei HEKS, «also weit über dem Ziel des Pariser Klimaabkommens».

Deshalb fordern Fastenaktion, HEKS und Partner sein im Rahmen der Ökumenischen Kampagne 2021 die SNB mit einer Petition auf, alle Investitionen in fossile Energien abzustossen. Dies wäre ein wichtiges Signal an den Finanzplatz Schweiz, denn die SNB ist eine der weltweit grössten institutionellen Investorinnen. Mit ihrer aktuellen Investitions-strategie steht sie zudem in Widerspruch zu ihren eigenen Anlagerichtlinien. Diese schreiben vor, dass die SNB auf Investitionen verzichten muss, die «grundlegende Menschenrechte massiv verletzen oder systematisch gravierende Umweltschäden verursachen».

«Klimagerechtigkeit – jetzt!»

Die Ökumenische Kampagne macht unter dem Motto «Klimagerechtigkeit – jetzt!» darauf aufmerksam, dass die ärmeren Bevölkerungsschichten in den Ländern des globalen Südens am meisten unter den Folgen der Klimaerhitzung leiden – ausgerechnet jene Menschen, die kaum etwas dazu beitragen. So sind die ärmeren 50 Prozent der Weltbevölkerung bloss für 10 Prozent der konsumbedingten Treibhausgasemissionen verantwortlich, die reichsten 10 Prozent aber für fast 50 Prozent. «Mehr Klimagerechtigkeit ist deshalb ein Muss und nicht verhandelbar», erklärte Stefan Salzmann, Verantwortlicher Klimagerechtigkeit bei Fastenaktion.

Auf den Philippinen hat die Klimaerwärmung zu einer starken Zunahme der Zahl und der Intensität von Taifunen geführt. «Inzwischen zählen wir 20 Wirbelstürme pro Jahr», berichtete Marieta Llanera, Kampagnengast* der Fastenaktion, «fünf davon führen zu grossen Schäden». Stark betroffen davon seien vor allem die ohnehin armen Fischerinnen und Fischer an der Küste, deren Lebensgrundlage vielerorts bedroht sei. Sie müssen nun ihre Wirtschaft umstellen und mehr auf Gemüseanbau setzen. Dies sei auch kulturell für viele Gemeinschaften ein grosses Problem.

In Indonesien mit seinen 81’000 Kilometern Küstenlinie geht die grösste Gefahr vom Anstieg des Meeresspiegels aus. «Steigt der Meeresspiegel um einen Meter an, gehen 90’000 Quadratkilometer Land verloren», warnte Yuyun Harmono, Kampagnengast* von HEKS. 23 Millionen Menschen würden in die Flucht getrieben. Auf der kleinen Insel Pari vor der Küste der Hauptstadt Jakarta sei die Klimakrise schon jetzt deutlich zu spüren. So wurde Pari 2020 gleich zweimal überflutet, was bisher noch nie vorgekommen sei. Der Klimafussabdruck der Bewohner sei minim, sagte Harmono, doch nun sei ihre Existenz bedroht – «eine extreme Ungerechtigkeit».

 *Die Kampagnengäste, die während der Ökumenischen Kampagne normalerweise in der Schweiz weilen, können dieses Jahr wegen der Corona-Massnahmen nicht einreisen. Sie beteiligen sich aber trotzdem virtuell an Veranstaltungen. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die ganze Welt ist vom Klimawandel betroffen. Aber ausgerechnet die ärmeren Bevölkerungsschichten im globalen Süden, die am wenigsten zu dieser konsumbedingten Problematik beitragen, leiden bereits heute am meisten unter den teilweise lebensbedrohlichen Folgen.

«Das Wetter hat sich verändert. Klar früher gab es auch heisse Sommer und Regen. Aber die Sonne war niemals so stark wie heute. Heute erträgst du die Sonne bereits um 09.00 morgens nicht mehr. Heute können die Leute nicht mehr den ganzen Tag draussen arbeiten. Viele Leute erkranken auch wegen der Hitze.»

Das sagt Maria Claudina Loaiza. Die Bäuerin aus Kolumbien ist eine von mehreren Protagonist/innen, die durch das von uns entwickelte Quiz führen. Dieses zeigt auf, wie das eigene Handeln das Wohlergehen der Menschen in ärmeren Ländern bestimmt. Die Userinnen und User werden dabei zu Hauptakteur/innen und tauchen in alltägliche Szenarien ein, die sie rund um die Welt führen, zu Menschen wie Maria Claudina Loaiza.
 
Reisen Sie virtuell mit uns um die Welt.

Gedenkfeier am Trientgletscher

Luzern/Bern, 30. Dezember 2020. Am 1. Januar 2021 beginnt die Laufzeit des Klimaabkommens von Paris. In der Verantwortung stehen die Vertragsstaaten des Abkommens. Dieses erteilt jedem Land den Auftrag, nationale Klimaziele zu erlassen und diese alle fünf Jahre zu verschärfen. Die Hilfswerke Fastenaktion und HEKS verbinden mit dem effektiven Startpunkt des Abkommens auch Hoffnung.

Die Klimakrise ist schon heute vielerorts traurige Realität. So berichtete MeteoSchweiz am 21. Dezember 2020 vom erneuten Rekordwärme-Jahr. Im September 2020 wurde eine Gedenkfeier für die in der Schweiz bereits verschwundenen Gletscher gehalten. Und für viele Menschen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Ozeanien ist die Klimakrise Alltag. In Armut lebende Menschen sind am stärksten betroffen, da ihnen die Mittel fehlen, sich an neue Lebensumstände anzupassen. Partnerorganisationen von Fastenaktion und HEKS berichten von immer häufigeren und stärkeren Wetterkatastrophen, welche die Existenzen in ganzen Regionen zerstören. Anhaltende Dürren gefährden das Recht auf Nahrung, steigende Meeresspiegel zwingen Menschen zur Umsiedlung. 

In den meisten reichen Ländern, wie der Schweiz, geht mit 2020 ein weiteres Jahr der kleinen Schritte zu Ende. Angesichts der Herausforderungen ist das fahrlässig, irrational und deutet auf kurzfristige Denkmuster hin. Mit jedem Jahr sinkt der Handlungsspielraum. Je später wir handeln, desto schwieriger und teurer wird der Kampf gegen die Klimakrise und ihre Folgen.  

Die Zeit drängt

Es ist bereits jetzt klar: Verschärfungen der heutigen Klimaziele werden notwendig sein, denn im Moment führen die noch nicht umgesetzten Versprechen der Länder zu einer Erwärmung zwischen 3 bis 4 Grad, statt der 1.5 bis 2 Grad, wie sie das Abkommen vorgibt. Die nationale Politik muss jetzt handeln. Und dass sie handeln kann, hat sie in der Corona-Pandemie bewiesen. Noch fehlt das Verständnis für das Ausmass der Bedrohung durch die Klimakrise, da sie schleichend fortschreitet. Die Zeit bis 2030 wird entscheidend sein – bis dahin müssen substanzielle Reduktionen der CO2-Emissionen auf globalem Niveau erreicht sein. Reichen Volkswirtschaften mit gut ausgebildeten Menschen kommt hierbei eine grosse Verantwortung zu.

So auch der Schweiz. Das revidierte CO2-Gesetz ist gut, aber nicht gut genug. Es sind dringend weitere Schritte zur Umsetzung des Abkommens notwendig, wie die Dekarbonisierung des Schweizer Finanzplatzes und den Verbrauchsstopp von fossilen Brenn- und Treibstoffen bis spätestens 2040. Damit dies möglich ist, muss das Parlament noch in dieser Legislatur handeln. HEKS und Fastenaktion fordern die Umsetzung der Gletscherinitiative in einem indirekten Gegenvorschlag auf Gesetzesebene um den Prozess zu beschleunigen. Die Schweiz und die internationale Klimapolitik sind in der Pflicht. Der 1. Januar 2021 ist hierfür ein symbolisch wichtiger Tag – denn jetzt tritt das Pariser Klimaabkommen in Kraft. Das Abkommen konsequent umzusetzen ist die Lösung für die Klimakrise und lebensnotwendig für viele Menschen auf der Welt.

Kontakt:

Stefan Salzmann, 
Co-Präsident Klima-Allianz Schweiz, Klimaverantwortlicher Fastenaktion, 041 227 59 53 (wird auf Handy umgeleitet)

Yvan Maillard-Ardenti, 
Klimaverantwortlicher HEKS, 079 380 65 73

Nein zur KVI – der Einsatz für Menschenrechte geht weiter

Fastenaktion und HEKS sind enttäuscht über das Nein der Stände zur Konzernverantwortungsinitiative (KVI). Das Volks-Ja zeigt: Für die Bevölkerung ist klar, dass Schweizer Konzerne auch im Ausland Verantwortung übernehmen müssen. Bundesrat und Wirtschaftsverbände werden nun dafür sorgen müssen, dass diesem Wunsch der Bevölkerung entsprochen wird. Das Ja der Mehrheit der Bevölkerung ermutigt die beiden Organisationen, ihre Arbeit im Bereich der Menschenrechte im globalen Süden weiterzuführen.

Als Mitinitianten der KVI sind HEKS und Fastenaktion enttäuscht über das Nein der Stände zur Initiative. Die beiden Werke sind aber überzeugt, dass sich der Einsatz für die Menschenrechte und den Schutz der Umwelt in den letzten Jahren gelohnt hat. Dies bekräftigt auch das Volks-Ja. Selten hat eine politische Kampagne so viel bewegt und zu derart intensiver Diskussion angeregt. Die breite Unterstützung von tausenden von Freiwilligen, im kirchlichen Umfeld und in der Zivilgesellschaft zeigt, was der Bevölkerung wichtig ist: eine wirtschaftliche starke Schweiz, die aber auch die Menschenrechte und den Schutz der Umwelt hochhält.

Die grosse Sensibilisierung in diesem Bereich, die in den letzten Jahren stattfand, ist klar der Konzernverantwortungsinitiative zu verdanken. Vor einigen Jahren sprachen nur wenige über Menschenrechtsverletzungen durch Schweizer Konzerne. Heute bestreitet niemand mehr, dass sich auch Unternehmen an Menschenrechte und Umweltstandards halten müssen – auch im Ausland.

Die Arbeit geht weiter

Während des Abstimmungskampfs haben der Bundesrat und die Wirtschaftsverbände immer wieder betont, dass sie das Ziel der Initiative – den Schutz der Menschenrechte und der Umwelt – voll und ganz teilen. Fastenaktion und HEKS erwarten deshalb, dass den Verlautbarungen auch Taten folgen und sich diese positiv auf die Situation für die Menschen rund um die Projekte von Schweizer Konzernen auswirken.

Das Ja der Mehrheit der Bevölkerung ist für HEKS und Fastenaktion ein Ansporn, ihre Arbeit im Bereich der Menschenrechte weiterzuführen. Die beiden Organisationen werden sich weiterhin für die Rechte der Ärmsten einsetzen, Missstände zusammen mit ihren Partnerorganisationen ansprechen und Gerechtigkeit einfordern, in der Schweiz aber auch direkt vor Ort. Denn wenn Konzerne Menschenrechte verletzen oder die Umwelt zerstören, muss dies publik gemacht werden. Profit erwirtschaften zulasten der Schwächsten der Gesellschaft darf nicht sein.

Weitere Auskünfte:

  • HEKS: Nina Burri, Verantwortliche Unternehmen und Menschenrechte, 079 489 38 24
  • Fastenaktion: Bernd Nilles, Geschäftsleiter, 079 738 97 57

Montag, 2. November, 10.15 Uhr Bundesmedienzentrum

Teilnehmer/-innen:
Dick Marty, Co-Präsident des Initiativkomitees und alt Ständerat FDP
Chantal Peyer, Vorstand Konzernverantwortungsinitiative
Daniel Jositsch, Ständerat SP
Dominique de Buman, alt Nationalratspräsident CVP

 

Ja zur Konzernverantwortungsinitiative am 29. November

Die Initianten der Konzernverantwortungsinitiative haben heute in Bern ihre Argumente dargelegt. Sie fordern eine Selbstverständlichkeit: Konzerne mit Sitz in der Schweiz sollen dazu verpflichtet werden, die Menschenrechte und internationale Umweltstandards auch im Ausland zu respektieren. Tun sie dies nicht, sollen sie für angerichtete Schäden geradestehen.

In der peruanischen Stadt Cerro de Pasco sind Wasser, Boden und Luft vergiftet. Der Zuger Rohstoffriese Glencore kontrolliert hier die Minengesellschaft Volcan, welche zu den weltweit grössten Produzentinnen von Zink, Blei und Silber gehört. 2019 untersuchte die Stiftung «Climate Crime Analysis Center» im Auftrag des norwegischen Staatsfonds die Situation vor Ort mittels Haaranalysen und Satellitenbildern und kam zum Schluss, dass die Schwermetallbelastung durch die Mine verantwortlich ist für die massiven Gesundheits-schäden der Bevölkerung und die extreme Umweltverschmutzung. Zusätzlich konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass sich die Bleibelastung bei Kindern seit der Übernahme der Mine durch Glencore weiter verschlimmert hat.

Dieses Beispiel steht stellvertretend für die wiederkehrenden Menschenrechtsverletzungen und Umweltprobleme, welche einige Konzerne mit Sitz in der Schweiz verursachen. Mit der Konzernverantwortungsinitiative wäre Glencore verpflichtet, Massnahmen gegen die Verschmutzung zu ergreifen. Und die geschädigten Menschen aus Cerro de Pasco könnten hier in der Schweiz Wiedergutmachung erlangen.

Eine Selbstverständlichkeit im Dienste der Menschen vor Ort

Dick Marty, Co-Präsident des Initiativkomitees erklärt: «Unsere Initiative fordert eine Selbstverständlichkeit. Es ist ein zentraler Grundsatz unserer Gesellschaft und unseres Rechtstaates, dass alle Verantwortung für ihr Handeln übernehmen müssen. Und dass, wer einen Schaden anrichtet, auch dafür geradestehen muss.»

Nichtregierungsorganisationen, die mit Partnern in Entwicklungsländern arbeiten, wissen, welche zerstörerischen Folgen die Tätigkeiten gewisser Konzerne haben. Chantal Peyer, Vorstandsmitglied der Initiative und Expertin für Menschenrechte und Wirtschaft bei HEKS hat in der Demokratischen Republik Kongo die Auswirkungen der Kobalt-Minen Glencores kennengelernt: Verschmutzte Flüsse, verschandelte Landstriche, verletzte Menschen. Peyer betont: «In Ländern mit schwachen Staatsstrukturen werden Menschen, die sich vor Ort wehren, oft bedroht und die Justiz ist korrupt. Deshalb ist es zentral, dass Betroffene hier in der Schweiz Wiedergutmachung verlangen können.»

Pragmatisch und wirkungsvoll

SP-Ständerat und Rechtsprofessor Daniel Jositsch hat die Arbeiten des Parlaments zur Konzernverantwortungsinitiative als Mitglied der Rechtskommission begleitet. Er ist überzeugt, dass die Initiative einen pragmatischen Weg verfolgt: «Mit der Initiative nehmen wir genau jene wenigen Konzerne in die Pflicht, die sich heute um Menschenrechte und Umweltstandards foutieren. Und das kommt allen Schweizer Unternehmen zu Gute, die heute einen Konkurrenznachteil haben, weil sie anständig wirtschaften.»

Breite Unterstützung

Neben 130 Organisationen der Zivilgesellschaft, 300 Unternehmer/innen, den Kirchen und Tausenden von Freiwilligen in über 400 Lokalkomitees steht ein gewichtiges Bürgerliches Komitee mit über 450 Politiker/innen hinter der Konzernverantwortungsinitiative. Dominiert wird dieses von CVP-Vertreter/innen, was sich auch in den Positionen der Kantonalparteien spiegelt: Im Thurgau, in Bern und in Genf hat die CVP unlängst eine Ja-Parole gefasst. Keine Überraschung sagt Dominique de Buman, langjähriger Freiburger CVP-Nationalrat: «Für mich und den grössten Teil unserer Basis geht es hier um den Kern unserer Werte: Die Menschenwürde. Es ist sonnenklar, dass Konzerne nicht mehr wegschauen dürfen, wenn ganze Landstriche vergiftet oder Minderjährige zu schlimmsten Arbeiten gezwungen werden.»

In den nächsten Tagen und Wochen werden die Initianten ihre Anstrengungen nochmals verstärken, um ihre Argumente möglichst hörbar zu machen. Tausend von Unterstützer/innen haben über 800’000 Postkarten bestellt, um ihr persönliches Umfeld zu informieren. Lokalkomitees werden wo möglich Standaktionen mit Schutzkonzepten durchführen und mittels Crowdfunding konnte eine Abstimmungszeitung finanziert werden. Dick Marty ist optimistisch: «Ich bin optimistisch, dass wir es schaffen, die Menschen über die Falschinformationen der Bundesrätin und der Gegner aufzuklären. Denn eigentlich ist es ja klar: Wem die Menschenleben in Nigeria oder Peru gleich viel wert sind wie jene in der Schweiz, der stimmt ja.»

 

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Konzernverantwortungsinitiative
Tel : 031 390 93 36

Monbijoustrasse 31
Postfach
3001 Bern

Bern. 09.10.2020. Die Erdöl-Lobby, unterstützt von der SVP, gab heute bekannt, das Referendum gegen das neue CO2-Gesetz zu ergreifen. Die Klima-Allianz Schweiz, mit über 90 Organisationen der Zivilgesellschaft, steht hinter dem CO2-Gesetz. Sie wird sich im Abstimmungskampf entschieden für diese längst fällige Weichenstellung in der Klimapolitik engagieren. Das Gesetz ist das Produkt eines langen parlamentarischen Prozesses mit breitem Konsens.

Mit dem in der Herbstsession verabschiedeten Klimagesetz werden die Weichen gestellt für einen Klimaschutz im Sinne des Pariser Klimaabkommens, dem sich auch die Schweiz verpflichtet hat. «Im Falle einer Annahme dieses Erdöl-Referendums, wäre die Schweizer Klimapolitik für mehrere Jahre komplett blockiert», sagt Christian Lüthi, Geschäftsleiter der Klima Allianz Schweiz, und fügt an: «Die Autoverkäufer und die Ölindustrie, in deren Verbänden die SVP stark vertreten ist, verstecken ihre eigenen Wirtschaftsinteressen hinter vermeintlich negativen Auswirkungen auf den Mittelstand.» Das neue CO2-Gesetz legt wichtige und sozialverträgliche Massnahmen für Sektoren fest, die bisher gar keine Massnahmen hatten, wie die Luftfahrt und der Finanzplatz.

Die Klima-Allianz Schweiz umfasst zahlreiche Umweltorganisationen, sowie auch Organisationen aus dem Gesundheitsbereich, aus der Entwicklungszusammenarbeit und Verbänden wie Casafair, der sich für nachhaltiges Bauen und Wohnen engagiert. «Im CO2-intensiven Gebäudebereich macht das neue CO2-Gesetz endlich Nägel mit Köpfen. Verantwortungsvolle Eigentümer*innen sind sich der Dringlichkeit für wirkungsvolle gesetzliche Massnahmen bewusst und unterstützen den Ausstieg aus fossilen Heizungen», sagt Kathy Steiner von Casafair.

Das Verursacherprinzip und der soziale Ausgleich werden im neuen Gesetz ernst genommen. «Das CO2-Gesetz stellt die Weichen für einen gerechten Klimaschutz. Aus einer globalen Perspektive sind die neuen Instrumente des CO2-Gesetzes ein wichtiger Schritt in Richtung Klimagerechtigkeit», sagt Stefan Salzmann der Fastenaktion und Co-Präsident der Klima Allianz Schweiz.

«Das CO2-Gesetz ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Es schafft die dringend nötigen Grundlagen für einen effektiven Klimaschutz, für den wir uns als Allianz – auch über das CO2-Gesetz hinaus – einsetzen werden», betont Christian Lüthi.

Zur Klima-Allianz

Die Klima-Allianz Schweiz wurde 2004 gegründet und ist ein Bündnis zivilgesellschaftlicher Organisationen für den Klimaschutz. Auch Fastenaktion und Bot für alle sind Teil davon. Mit ihren über 90 Mitglieder- und Partnerorganisationen aus den Bereichen Umwelt, Entwicklung, Kirche, Jugend, Gewerkschaften und Konsumentenschutz engagiert sie sich für eine gerechte, zukunftsfähige Klimapolitik.

Tagung zum Welternährungstag 2020 am 16. Oktober 2020 in Eventforum Bern

Bern, 9. Juli 2020 – 250 Organisationen aus 60 Ländern rufen die Schweiz, Norwegen und Liechtenstein in einem offenen Brief dazu auf, den Ländern des globalen Südens nicht länger strenge Sortenschutzgesetze aufzudrängen, die sie selber nicht erfüllen. Diese Forderung der EFTA-Länder nach strengem Sortenschutz – eine Art Patentschutz auf Saatgut – schränkt den freien Umgang mit Saatgut drastisch zu Lasten der Bäuerinnen und Bauern im globalen Süden ein. Das Recht auf Nahrung, die Ernährungssouveränität und die agrarbiologische Vielfalt sind gefährdet.

250 Organisationen aus der ganzen Welt haben sich aus Sorge um die bäuerlichen Saatgutsysteme, die ein Garant für die agrarbiologische Vielfalt und eine unverzichtbare Ressource für die Züchtung neuer Nutzpflanzen sind, an die Regierungen der Schweiz, Liechtenstein und Norwegen gewandt. Sie verlangen, dass die Forderung nach UPOV-91-kompatiblen Sortenschutzgesetzen aus den Verhandlungsmandaten für künftige Freihandelsabkommen gestrichen werden.

Seit über zwanzig Jahren machen die Länder der Europäischen Freihandelsassoziation EFTA (Island, Liechtenstein, Norwegen, Schweiz) in ihren Freihandelsabkommen Druck auf die Länder des globalen Südens, Sortenschutzrechte gemäss dem internationalen Übereinkommen UPOV 91 einzuführen (UPOV = Internationales Übereinkommens zum Schutz von Pflanzenzüchtungen. Die Akte von 1991 wurde von nur 19 Industrieländern des Nordens und Südafrika für ihre eigenen Bedürfnisse verhandelt). Dies hat eine unverhältnismässige Einschränkung der Rechte der Bäuerinnen und Bauern, Saatgut für die nächste Aussaat zurückzubehalten, zu tauschen und zu verkaufen, zur Folge. Und das, obwohl die Schweiz, Norwegen und Liechtenstein, diese Standards in ihrem eigenen Land nicht umsetzen. (Island hat ein nationales Sortenschutzrecht nach UPOV 91 Standards.)

Dieser «Double Standard» ist umso stossender, als in den Ländern des Südens die bäuerlichen Saatgutsysteme, die durch die UPOV-Standards in ihren Grundfesten erschüttert werden, eine viel zentralere Bedeutung für die Ernährung und Einkommenssicherung haben als in Europa. Den Ländern des globalen Südens diese Standards aufzuzwingen, die ohne ihre Beteiligung ausgehandelt wurden, ist ein neokoloniales Diktat. Die Länder sollen selbst über Gesetze und Politiken in Bezug auf Saatgut, die ihrem landwirtschaftlichen System und den Bedürfnissen ihrer Bevölkerung entsprechen, entscheiden können.

Aktuell verhandelt die EFTA ein Abkommen mit Malaysia. Im Februar 2020 standen auch intellektuelle Eigentumsrechte inklusive Sortenschutz à la UPOV 91 auf der Agenda. Es ist gerade im Fall Malaysia unverständlich, warum die EFTA-Länder auf UPOV 91 beharren. Das Land verfügt bereits über ein Sortenschutzgesetz, das in einem beschränkten Rahmen auch die Rechte der Bäuerinnen und Bauern auf Saatgut respektiert. Die «Koalition Recht auf Saatgut» hat Mitte Juni gegenüber dem Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft in einer Replik ihre Besorgnis darüber eindringlich dargelegt und dessen Argument ‘Sicherung des Wirtschaftsstandorts Schweiz’ zurückgewiesen.

Der Verzicht auf UPOV Standards in Freihandelsabkommen wäre ein bedeutender Beitrag zur Erreichung der Ziele der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung, insbesondere dem Ziel Nr. 2 (Kein Hunger) und dem Ziel Nr. 15, welches dem Verlust der biologischen Vielfalt ein Ende setzen will.

 

Für weitere Informationen:

Saatgut soll den Bäuerinnen und Bauern gehören, die es nutzen. Dies fordern über 2300 Menschen aus 11 Ländern in ihren Briefen ans Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco). Dieses hat mit einer Stellungnahme reagiert – welche ihrerseits HEKS und Fastenaktion kommentieren. 

Während der Ökumenischen Kampagne der Fastenaktion und HEKS von Februar bis April 2020 haben rund 2’400 Bäuer/innen und Bürger/innen aus 11 Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas sowie der Schweiz über 1’300 Briefe an das Staatsekretariat für Wirtschaft (Seco) geschickt. Darin haben sie das Seco aufgefordert, in den Freihandelsabkommen (FHA) mit Ländern des globalen Südens nicht länger Sortenschutzgesetze gemäss des UPOV91-Übereinkommens zu verlangen. Diese schränken den Zugang zu Saatgut ein und bedrohen damit die Saatgutvielfalt und Ernährungssicherheit. 

In einer Stellungnahme vom Februar 2020 reagierte das Seco auf diese Briefe – auf die nun die Koalition «Recht auf Saatgut» (darunter Fastenaktion und HEKS) ihrerseits ausführlich reagiert hat (Lange Fassung).

Eine Analyse der Koalition zu den wichtigsten Punkten des Seco finden Sie hier in einer Kurzfassung:  

Reaktion auf die Stellungnahme des Seco (Kurzfassung)

Beitritt zu UPOV91 ist keine Voraussetzung – aber Grundforderung

Die Schweiz würde «den Beitritt zu UPOV nicht zur Voraussetzung für den Abschluss eines Freihandelsabkommens» machen. Für die Schweizer Koalition «Recht auf Saatgut» ist diese Behauptung irreführend. Gemäss der Seco-Stellungnahme ist der Beitritt zu UPOV bzw. einem Sortenschutzgesetz gemäss UPOV91-Kriterien zwar keine Voraussetzung für ein Freihandelsabkommen mit der Schweiz. Es ist aber eine Grundforderung der Schweiz beim Beginn aller Verhandlungen für Freihandelsabkommen mit Nicht-UPOV Staaten.

Ein System von wenigen, dass für viele gelten soll

Das UPOV-Abkommen wird von den Interessen der Saatgutindustrie dominiert, auch wenn mittlerweile Entwicklungsländer zu den Mitgliedern zählen. Ursprünglich wurde das Abkommen 1961 durch sechs westeuropäische Länder verhandelt. Bei der Ausarbeitung der Version von 1991, die von der Schweiz in den Freihandelsabkommen eingefordert wird, waren die damals 20 UPOV-Mitgliedstaaten beteiligt. Das einzige Land des Südens am Verhandlungstisch war Südafrika, in dem dazumal Apartheid herrschte. Die Stimme des globalen Südens blieb aussen vor. Die UPOV-Konvention kann deshalb punkto Legitimität in keiner Weise mit einem Abkommen der UNO oder ihrer Fachorganisationen gleichgestellt werden, bei denen praktisch alle Länder an den Verhandlungen teilnehmen dürfen.  Die Entwicklungsländer unter den heutigen UPOV-Mitgliedern haben – wo immer möglich – die Version von 1978 ratifiziert, die ihnen auch punkto Bauernrechte mehr Freiheiten erlaubt. Ebenfalls grosse Landwirtschaftsproduzenten wie China, Brasilien oder Argentinien haben die Version 78 unterzeichnet. Das Seco fordert nun von viel ärmeren Ländern wie Indonesien oder Malaysia, dass sie strengere Sortenschutzmassnahmen einführen als diese Mega-Agrarproduzenten. Andere Entwicklungsländer, welche die UPOV-Akte von 1991 ratifiziert haben, taten dies, weil sie durch Freihandelsverträge wie jene der EFTA oder den USA dazu gezwungen wurden (z.B. Peru, Marokko, Costa Rica).  

Wasser predigen, Wein trinken

Anders als vom Seco behauptet, ist es deshalb nicht naheliegend, dass die Schweiz und die EFTA von den Partnerländern ein Sortenschutzrecht gemäss UPOV 91 einfordern. Umso mehr, da drei der vier EFTA-Staaten (Schweiz, Norwegen und Liechtenstein) diese Anforderungen mit ihren eigenen Gesetzen ja selbst gar nicht erfüllen: Die EFTA-Länder fordern von den Partnerländern strengere Sortenschutzgesetze, als sie selbst bereit sind einzuführen.

In seiner Stellungnahme suggeriert das Seco Offenheit, die Rechte der Bäuerinnen und Bauern am Saatgut besser zu berücksichtigen: «Ziel jedes von der Schweiz ausgehandelten FHAs ist es, die bestmögliche Lösung für alle Betroffenen zu schaffen. Die Schweiz und die andere EFTA-Mitgliedsstaaten sind darum offen, mit Partnerländern bei Bedarf individuelle Alternativlösungen zu finden… Dies wurde beispielsweise in den kürzlich abgeschlossenen Verhandlungen mit Indonesien und den Philippinen gemacht.»

Dies ist nicht korrekt. Gemäss dem Freihandelsvertrag muss Indonesien alle «wesentlichen Bestimmungen» von UPOV 91 umsetzen. Auch weiterhin ihre lokalen Sorten schützen zu dürfen, ist das Einzige, was Indonesien zugestanden wurde. Dies hat aber keinen direkten Zusammenhang mit dem Recht der Bauern und Bäuerinnen, Saatgut geschützter Sorten nachzubauen, zu tauschen oder zu verkaufen. Von einer «Alternativlösung» kann in diesem Fall also nicht die Rede sein.

 Im Widerspruch zu Bauernrechten

Um eine bestmögliche Lösung zu finden, ist es unabdingbar, auch die Interessen der Bäuerinnen und Bauern in den Verhandlungsprozess einfliessen zu lassen. Da die Verhandlungen zu den Freihandelsabkommen jedoch unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, gibt es für die Betroffenen keine Möglichkeit, direkt an den Gesprächen teilzunehmen. Dieser Ausschluss steht im Widerspruch zu den Rechten der Bäuerinnen und Bauern wie sie auch im Internationalen Saatgutvertrag der FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) und in der Bauernrechtsdeklaration der UNO verankert sind. Darüber hinaus weigert sich das Seco bis heute, die Auswirkungen von UPOV91 auf die Menschenrechte zu prüfen. Obwohl verschiedene Studien und Berichte darauf hinweisen, dass die Einführung von UPOV91 sehr wohl Menschenrechte gefährden können, allen voran das Recht auf Nahrung.

Interessen der Konzerne als Priorität

Eine konkrete Forderung in den Briefen der Bäuerinnen, Bauern und weiteren Bürger/innen war unter anderem, in den laufenden FHA-Verhandlungen mit Malaysia auf die Forderung nach UPOV zu verzichten. Auf dieses konkrete Anliegen geht die Stellungnahme nicht ein.

Ausserdem verweist das Seco auf den Forschungsstandort Schweiz, der «auch in Partnerländern an einem angemessenen Schutz der Rechte an geistigem Eigentum interessiert ist». Es macht damit klar, dass es auch weiterhin die Interessen von kommerziellen und staatlichen Züchter*innen, darunter die marktdominierenden internationalen Agrarkonzerne, höher gewichtet als die Rechte der Bäuerinnen und Bauern.

Die Stellungnahme schliesst mit der Bereitschaft des Seco, «den Dialog mit den verschiedenen Interessengruppen weiterzuführen». Die Schweizer Koalition «Recht auf Saatgut» wird das Gespräch mit dem Seco weiterführen.

Setzen Sie sich mit uns für die Menschenrechte ein

Mit Ihrer Spende können Bäuerinnen und Bauern weiterhin für Gerechtigkeit kämpfen
Eugenio Geraldo pflanzt Bananen an.

«Das könnte länger dauern, aber wir sind vorbereitet», sagt Eugenio Geraldo, ein Biobauer aus den Philippinen, auf die Frage nach den Auswirkungen von Corona. Zusammen mit seiner Familie – seine jüngste Tochter züchtet Reis, seit sie sechs ist – sind sie trotz aller staatlichen Einschränkungen gut gewappnet gegen die Folgen von Covid-19.

Eugenio Geraldo ist Witwer aus Malitbog in der Provinz Bukidnon, im Zentrum der zweitgrössten philippinischen Insel Mindanao. Er und seine fünf Kinder pflanzen seit 17 Jahren nach agrarökologischen Methoden an. Mit Agrarökologie – oder, wie es vor Ort besser bekannt ist unter dem Namen «diversifiziertes integriertes Anbausystem (DIFS)» – bewirtschaften sie ihre drei Hektar grosse Farm mit zahlreichen Dauer- und Saisonkulturen und integrieren Vieh- und Geflügelzucht. Dabei ist wichtig, dass die Pflanzen so kombiniert werden, dass sie sich gegenseitig unterstützen und mit Nährstoffen, Schatten oder Kletterhilfen versorgen – und die Menschen das ganze Jahr hindurch genügend Nahrungsmittel haben.

Plötzlich wenden sich alle an die Geraldos

Die agrarökologische Praxis seiner Familie wird von den Einheimischen und Regierungsbeamten jetzt, in Zeiten von Corona, mehr geschätzt, gerade, als ihre abgelegene Gemeinde Malitbog auf die COVID-19-Krise Sperr- und Quarantänemassnahmen einführte.

Die lokale Regierung ermutigte ihre Bevölkerung, Gemüse und lokal produzierte Lebensmittel zu konsumieren. So haben sich plötzlich viele an Eugenio und an die Bauernorganisation TSAFO (Tomigbong Sustainable Agriculture Farmer’s Organization) gewandt, die er, seine Familie und ihre Nachbarn vor Jahren gegründet haben. TSAFO ist eine Mitgliedsorganisation der Fastenaktion Partnerorganisation Agro-Eco.

Durch den Verkauf seines Gemüses auf dem lokalen Markt verdient «Eunie», wie Eugenio Geraldo von den Menschen liebevoll genannt wird, nun 2’000 Philippinische Pesos (zirka 39 Franken) pro Woche. Das hat einen Anreiz bei den Landwirtinnen und Landwirten und den Verbrauchenden geschaffen. Er und die Mitglieder von TSAFO erwägen nun auch, ihre Bio-Produkte direkt an die Menschen in der Nachbargemeinde Tagoloan in der Provinz Misamis Oriental, zu verkaufen.

Eugenio Geraldo und seine Tochter Lourdes.
Teilen liegt Eugenio Geraldo im Blut. Er führte seine jüngste Tochter Lourdes im Alter von sechs Jahren in die Reiszucht ein und machte sie damit zur jüngsten Reiszüchterin auf den Philippinen. Zusammen unterrichtet dieses Tandem aus Vater und Tochter die Schülerinnen und Schüler in Malitbog seit fast zwei Jahren freiwillig in ökologischem Landbau, dies im Rahmen des «Gulayan sa Paaralan-Programms» des Bildungsministeriums.

Agrarökologie gewinnt immer mehr an Dynamik

COVID-19 hat die Welt zum Stillstand gebracht, den Warenverkehr ernsthaft beeinträchtigt und die Menschen gezwungen, zu Hause zu bleiben. Dies behindert auch die übliche Art zu denken, sich zu bewegen, zu konsumieren, zu arbeiten und Geschäfte zu machen. Andererseits wird nun sichtbar, dass sich jetzt ein Modell auf der Grundlage der Agrarökologie herausbildet und entwickelt, das auf lokaler Ebene an Dynamik gewinnt und Kleinbauern wie «Eunie» und den Millionen anderer Menschen auf den Philippinen aber auch anderswo viel bessere Möglichkeiten bietet.

Text: Geonathan Barro von der philippinischen Partnerorganisation Agro-Eco.

Fastenaktion und HEKS setzen sich  in Workshops und Weiterbildungen mit ihren Partnerorganisationen für agrarökologische Methoden ein. Um auch diese Arbeit halten und weiterführen zu können, sind wir froh um jede Spende. 

Setzen Sie sich mit uns für die Menschen im globalen Süden ein

Herzlichen Dank für Ihre wertvolle Spende
Yvan Maillard Ardenti

Yvan Maillard Ardenti arbeitet bei HEKS als Fachperson für Unternehmen und Menschenrechte. Vor ein paar Jahren hatte er Gelegenheit, Teppichknüpferinnen und -knüpfer in Kathmandu in Nepal zu besuchen. Damals konnte er feststellen, wie die Teppichherstellung vielen Menschen ein Einkommen ermöglicht, mit dem sie gleichzeitig ihr kulturelles Erbe erhalten. Doch wie viele andere Wirtschaftszweige, wurde auch die Teppichproduktion seit März durch das Coronavirus weitgehend lahmgelegt. Ein Bericht.

Die Bestellungen für Teppiche gingen stark zurück, weil die Verkaufsläden in der Schweiz, in Europa und den USA, welche die Ware von den Teppichhändlern beziehen, schliessen mussten.

Für die Teppichknüpferinnen und -knüpfer hat dies gravierende Konsequenzen. Weil sie pro Stück bezahlt werden, verlieren sie ihr Einkommen, wenn keine Aufträge mehr hereinkommen. Ihre Löhne sind oft äusserst bescheiden und erlauben ihnen nicht, für schwierige Zeiten zu sparen. In Nepal sind viele von ihnen Wanderarbeiter aus abgelegenen Regionen des Landes. «Wegen des von der Regierung verordneten rigiden Lockdowns konnten sie nicht zurück in ihre Dörfer und sind aktuell von ihren Familien und sozialen Netzwerken abgeschnitten», sagt Prasuna Saakha. Sie führt das Koordinationsbüro von Label STEP in Nepal.

Die in der Schweiz basierte Organisation Label STEP engagiert sich seit 25 Jahren für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen in der Teppichbranche. Dazu gehören etwa der Kampf gegen Kinderarbeit sowie für existenzsichernde Löhne. HEKS und Fastenaktion sind Gründungsmitglieder von Label STEP und unterstützen die Organisation bis heute. 

«Wie eine grosse Familie»

In den Produktionsländern verfügt Label STEP über ein dichtes Netzwerk von lokalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Durch die regelmässigen Kontrollen, Workshops und Schulungen geniessen sie das Vertrauen der Knüpferinnen und Knüpfer. «Wir sind wie eine grosse Familie», sagt Tanveer Jahan, Landesverantwortliche von STEP für Pakistan. «Wir können unsere Knüpferinnen und Knüpfer in dieser Situation jetzt nicht im Stich lassen.» Sie seien das Rückgrat der Teppichindustrie – und aktuell auf die Solidarität der gesamten Branche und darüber hinaus angewiesen.

Anfang Mai haben HEKS und Label STEP gemeinsam einen Nothilfefonds für die Teppichknüpferinnen und -knüpfer lanciert. Damit können wir Tausende von Menschen in Afghanistan, Indien, Nepal, Pakistan und im Iran unterstützen, die von keinem anderen Hilfsprojekt erreicht werden.

Bereits in der ersten Phase der Pandemie hat Label STEP eine Sensibilisierungskampagne gestartet, die Knüpferinnen über COVID-19 informiert und sie in den wichtigsten Präventionsmassnahmen unterrichtet. Aktuell konzentrieren sich die Aktivitäten auf das Verteilen von Nothilfe. Hier eine Zusammenfassung von Aktionen in verschiedenen Ländern:

  • In Nepal erhielten 1500 Knüpferinnen – vor allem Frauen – Grundnahrungsmittel wie Reis und Oel. Damit werden indirekt rund 6000 Menschen unterstützt. Es handelt sich dabei vor allem um Knüpferinnen und Knüpfer, die kein eigenes Land zum Bebauen besitzen und nicht nachhause zurückkehren können, um selber Nahrungsmittel anzubauen.
  • In Afghanistan ist die Situation besonders prekär. Die Knüpferinnen erhielten schon vor der Coronakrise für ihre Arbeit keinen existenzsichernden Lohn, von dem sie sich einen Notbatzen hätten auf die Seite legen können. Deshalb standen sie sehr schnell am Abgrund. In einer ersten Phase erhielten 600 Knüpferinnen Notrationen an Grundnahrungsmitteln, mit denen sie ihre Familien (rund 4800 Personen) während 14 Tagen ernähren konnten.
  • In Pakistan hat die Unterstützung der afghanischen Flüchtlinge Priorität, die in Lagern leben, wo Wasser und Seife rar sind. Auch ethnische Minoritäten und alleinerziehende Frauen erhalten Unterstützung.
  • In Indien fokussiert die Hilfe auf Wanderarbeiterinnen und -arbeiter. Dank einem gut verankerten Netzwerk kann STEP rund 200 von ihnen mit Hilfsmaterial versorgen.

«Die Bedürfnisse sind enorm», fasst Tanveer Jahan die aktuelle Situation der Teppichknüpferinnen zusammen. «Um die Bedürftigsten zu erreichen, sammeln wir weiterhin Informationen und Daten – und hoffen, möglichst viele, die darauf angewiesen sind, mit dem Notwendigsten versorgen zu können.» Genau dafür wurde der Nothilfefonds lanciert.

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Herzlichen Dank für Ihre wertvolle Spende

Die Klimastreik-Bewegung hat sich entschieden, den grossen Streik- und Aktionstag vom 15. Mai – den «Strike for Future» – zu verschieben. Doch laut bleibt der Tag trotzdem. Am Freitag, 15. Mai fordert die Bewegung zur «Challenge for Future» heraus.

Besondere Umstände erfordern besondere Massnahmen und in diesen Umständen stecken wir. Viele von uns bleiben derzeit zuhause. Kein Grund jedoch, diese Zeiten nicht sinnvoll zu nutzen. Denn viele Veranstaltungen, die in den letzten Wochen geplant waren, konnten nun mit Erfindergeist angepasst werden, um doch noch zu Ihnen zu gelangen. So auch der Klimastreik, der am 15. stattgefunden hätte.

An seiner Stelle findet heute ein Aktionstag unter dem Namen «#ChallengeForFuture» statt, an dem alle von zu Hause aus teilnehmen können. Auf www.challengeforfuture.ch finden Sie viele «Herausforderungen für die Zukunft» zum Thema Klima, und Möglichkeiten, sich auszutauschen, Neues zu erfahren – und ihr Wissen zu testen.
Die Bäuerin Delia Badillo und ihr Mann Teodulo.

Die Bäuerin Delia Badillo und ihr Mann Teodulo haben auf der philippinischen Insel Mindanao einen eigenen Hof. Gerade in Zeiten von Corona ist die Selbstversorgung der Familie mit agrarökologischen Methoden zentral. Während viele Menschen auf Nahrungsmittellieferungen angeweisen sind, kommt diese Kleinbauernfamilie mit der Hilfe der Fastenaktion gut durch die Krise.

Die Warenbewegungen im Land sind drastisch eingeschränkt worden aufgrund der von der Regierung verhängten Sperre. In den Städten ist die Versorgung mit Lebensmitteln bereits jetzt vielerorts alarmierend. Es wird befürchtet, dass sich die Nahrungsmittelkrise in den kommenden Monaten noch verschärfen wird, wenn die Sperre wahrscheinlich verlängert wird und die Situation weiterhin aussergewöhnlich bleibt.

Bauern und Bäuerinnen sind gut auf die Corona-Krise vorbereitet

Menschen wie die Badillos haben nun mehr Möglichkeiten als andere: «Es geht uns hier gut, trotz der von der Regierung durchgeführten Sperre. Unser Bauernhof versorgt uns mit allem Nötigen», sagt Delia Badillo. Sie und ihr Mann Teodulo – oder «Dokdok», wie er überall genannt wird – bewirtschaften ihre Felder mit agrarökologischen Methoden. Ständig führen sie Innovationen auf dem Bauernhof durch, passen ihr Saatgut an. Auch teilen sie ihr Wissen uneigennützig mit den Bäuerinnen und Bauern in der Region der Halbinsel Zamboanga und in mehreren Teilen Mindanaos.

Diversität der landwirtschaftlichen Produkte zahlt sich aus

Auf ihrem ein Hektar grossen Bauernhof pflanzen sie Reis, Gemüse, Obstbäume und Kräuter an und ziehen Ziegen, einheimische Hühner und Enten auf. Begleitet werden sie dabei vom landwirtschaftlichen Know-How der Fastenaktion-Partnerorganisation Agro-Eco. Für ihr Engagement wurde die Organisation bereits mit einem internationalen Agrarökologie-Preis ausgezeichnet. Mit der agrarökologischen Anbaumethode versorgt sich die Familie Barillo ganzjährig mit nahrhaftem Essen, mit Medikamenten, natürlichen Düngemitteln. Dass sie auf viele verschiedene Nahrungsmittel setzen, garantiert ihnen zudem ein regelmässiges Einkommen und sogar einen grösseren Ertrag, als wenn sie nur Reis angepflanzt hätten.

Delia Badillo bekräftigt: «Agrarökologie macht unsere Familie flexibler, um mit einer solchen Situation fertig zu werden. Die diversifizierten Anbaumethoden sind ein wesentliches Element für den Fortbestand der Bäuerinnen und Bauern und der lokalen Wirtschaft.»

Text: Geonathan Barro von der philippinischen Partnerorganisation Agro-Eco

Fastenaktion und HEKS setzen sich  in Workshops und Weiterbildungen mit ihren Partnerorganisationen für agrarökologische Methoden ein. Um auch diese Arbeit halten und weiterführen zu können, sind wir froh um jede Spende. 

 

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13.04.2020, Luzern/ Bern. Saatgut soll den Bäuerinnen und Bauern gehören, die es nutzen. Dies fordern über 2300 Menschen aus 11 Ländern in ihren Briefen ans Seco. Die Entwicklungsorganisationen Fastenaktion, HEKS und Partner sein hatten die Aktion im Rahmen der Ökumenischen Kampagne lanciert – die hohe Beteiligung übertraf alle Erwartungen.

Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) verhandelt aktuell mit einer Reihe von Ländern über Freihandelsabkommen. Diese Abkommen verlangen unter anderem einen strengen Sortenschutz für Saatgut. Kleinbäuerinnen und -bauern wehren sich dagegen, weil damit ihr Recht auf Saatgut drastisch eingeschränkt würde. Deshalb erhielt das Seco in den letzten Wochen rund 1300 Protestbriefe von Bäuerinnen und Bauern aus Asien, Afrika und Lateinamerika – dazu auch zahlreiche solidarische Zuschriften aus der Schweiz. Die Briefe wurden von über 2300 Menschen aus insgesamt elf Ländern unterzeichnet. «Die zahlreichen Reaktionen aus derart vielen Ländern zeigen, wie relevant dieses Thema für die Bäuerinnen und Bauern ist», sagt Tina Goethe, Expertin für das Recht auf Nahrung bei HEKS.

Das Seco hat nun mit einer offiziellen Stellungnahme reagiert. Darin anerkennt es die Sorge der Bäuerinnen und Bauern weltweit um das Recht auf Saatgut als wichtiges Anliegen und drückt Offenheit aus, «mit Partnerländern bei Bedarf individuelle Alternativlösungen zu finden». Konkrete Schritte, wie die Schweiz den Anliegen Rechnung tragen will, sind jedoch nicht ersichtlich. HEKS und Fastenaktion werden sich auch künftig dafür einsetzen, dass Schweizer Freihandelsabkommen nicht länger strenge Sortenschutzgesetze verlangen. Dies nicht zuletzt im Rahmen der neu gegründeten Saatgutkoalition, wo sie zusammen mit anderen Organisationen das Kampagnenthema «Gemeinsam für eine Landwirtschaft, die unsere Zukunft sichert» weiter verfolgen. Dazu Claudia Fuhrer, Expertin für das Recht auf Nahrung bei Fastenaktion: «Wer das Saatgut kontrolliert, kontrolliert die Nahrung. Darum ist es wichtig, dass die Kleinbäuerinnen und -bauern weiter uneingeschränkt über Saatgut verfügen können und es nicht von Agrarkonzernen monopolisiert wird.»

Covid-19 stellte Kampagne auf den Kopf

Kurz nach dem Start der Ökumenischen Kampagne Ende Februar legte die Corona-Krise das öffentliche Leben in der Schweiz lahm. Die meisten der geplanten Suppentage, Gottesdienste und Podien mussten abgesagt werden. Auch der geplante Strassenverkauf von Rosen zum Frühlingsbeginn konnte nicht stattfinden. Damit fehlt den Entwicklungsorganisationen mindestens eine halbe Million Franken für die Entwicklungszusammenarbeit. Die 80‘000 bereits bestellten Fairtrade-Rosen von Max Havelaar wurden an Altersheime und Spitäler verschenkt – eine Geste, die auf grosses Echo gestossen ist und viele Menschen berührt hat.

Die Hilfswerke entwickelten als Alternative für die Kirchgemeinden und Pfarreien in aller Eile die Aktion «Kleine Suppe mit grosser Wirkung»: Online können sie seit Mitte März Suppentüten beziehen und ihren Mitgliedern nach Hause schicken. «Wir konnten mit grossem Teamgeist schnell Alternativen bieten und so den Esprit der Ökumenischen Kampagne weitertragen», sagt Bernd Nilles, Geschäftsleiter der Fastenaktion und fügt an: «Dass mit den Ereignissen um Covid-19 zahlreiche Spendensammlungen für die Ärmsten ausfielen, ist tragisch. Einige versuchen wir im Laufe des Jahres nachzuholen.» Wie sehr die Corona-Krise die Spendeneinnahmen beeinflusst hat und wie gross die Einbrüche sind, wird sich erst in den kommenden Wochen zeigen.

Ein Trost in der derzeitigen Krise bleibt laut Bernard DuPasquier, Geschäftsleiter von HEKS. «Mich beeindruckt vor allem die Welle der Solidarität, die wir aktuell erleben», führt er aus und betont gleichzeitig, dass sich diese Solidarität nicht nur auf die Schweiz beschränken dürfe, aktuell sei das Engagement der Entwicklungsorganisationen im Süden besonders wichtig.

Mediendossier mit weiterführenden Unterlagen:

Die Ökumenische Kampagne in Kürze

HEKS (reformiert) und Fastenaktion (katholisch) führen seit 1969 jährlich eine Ökumenische Kampagne in den sechs Wochen vor Ostern durch. Seit 1994 beteiligt sich auch Partner sein, das Hilfswerk der christkatholischen Landeskirche. Die Ökumenische Kampagne hat zum Ziel, die breite Öffentlichkeit für die Ungerechtigkeiten zu sensibilisieren, die weltweit zu über 800 Millionen Menschen in Hunger und Armut führen. Diese Realität zu erkennen, genügt jedoch nicht. Deshalb zeigen die drei Werke Handlungsmöglichkeiten auf: Das eigene Konsumverhalten zu verändern, Menschen in Südprojekten mit einer Spende zu unterstützen oder sich an einer Aktion zu beteiligen – so wird die Ökumenische Kampagne zum Inbegriff der gelebten Solidarität.